
Ohne den Ausbildungsplan keine Ausbildung. Warum eigentlich?
Der betriebliche Ausbildungsplan ist ein Bestandteil jedes Ausbildungsvertrags und die Voraussetzung für dessen Eintrag in das Verzeichnis der Berufsausbildungsverhältnisse bei der zuständigen Kammer. Die Anforderungen, die an die Ausbildungsplanung gestellt werden, sind in den Paragraphen §§ 11 und 14 Berufsbildungsgesetz (BBiG) und den Empfehlungen zur sachlichen und zeitlichen Gliederung der Berufsausbildung des Bundesausschusses zur Berufsbildung vom 28. März 1972 definiert. Dem betrieblichen Ausbildungsplan liegen die jeweilige Ausbildungsordnung und der Ausbildungsrahmenplan zugrunde. Damit muss der betriebliche Ausbildungsplan zumindest die sachliche und zeitliche Gliederung (Ausbildungsrahmenplan) enthalten.
Das Erstellen eines betrieblichen Ausbildungsplans muss auch auf die Wirklichkeit des einzelnen Unternehmens angewandt werden. Er berücksichtigt:
- betriebliche Bedingungen,
- Vorbildung der Azubis,
- Ausbildungsmittel,
- zusätzliche Lehrgänge,
- Probezeit, Urlaub und Prüfungen.
Welche Arten von Ausbildungsplänen gibt es?
- Betrieblicher Ausbildungsplan: gesetzlich vorgeschrieben (Anlage zum BAV).
- Individueller Ausbildungsplan: persönlich auf einen Azubi abgestimmt.
- Versetzungsplan: Einsatz in den Fachabteilungen über einen bestimmten Zeitraum.
- Belegplan: für Fachabteilungen, Lernorte, Medien, Fachkräfte und Ausbilder.
Welche Ausbildungsinhalte gehören in einem Ausbildungsplan?
- Was? Inhalte (Ausbildungsrahmenplan)
- Wo? Lernorte (Ausbildungsplatz, Filiale, Werkstatt, Lernbüro)
- Wie? Methoden (Projekte, Planspiele, Juniorfirmen, Leittexte)
- Wer? Ausbilder (Fachkräfte und Zahlenverhältnis)
- Wann? Ausbildungsabschnitte (ARP, Tage, Wochen, Monate)
- Womit? Arbeitsmittel (Lernmittel und Lehrmittel)
Viele Ausbildungsordnungen fordern, dass die berufliche Handlungsfähigkeit in der Berufsausbildung prozessbezogen vermittelt werden soll. Das Berufsbildungsgesetz ergänzt in §1 Abs. 3, dass die Ausbildung darüber hinaus den Erwerb von Berufserfahrung ermöglichen soll. Prozessbezogen auszubilden meint, dass die Ausbildung sich an den Tätigkeiten orientiert, die eine Fachkraft in dem konkreten betrieblichen Arbeitsprozess tatsächlich ausführt. Dies bedeutet, dass in der Ausbildungsplanung die Anforderungen der Ausbildungsordnung und des Ausbildungsrahmenplanes auf die konkreten Arbeitsprozesse des Unternehmens angewendet werden sollen.
Es geht also um die geschäftsprozessorientierte Ausbildung
Für den Ausbilder oder Pädagogen besteht nun die Aufgabe, die Geschäftsprozesse und Arbeitsplätze im Unternehmen zu ermitteln und auszuwählen, die für die Ausbildung infrage kommen. Die im Ausbildungsrahmenplan enthaltenen Groblernziele werden hierzu in einen betrieblichen Ausbildungsplan umgewandelt, d.h., sie werden sortiert und nach Ausbildungsjahren und betrieblichen Organisationseinheiten strukturiert. Der betriebliche Ausbildungsplan berücksichtigt damit neben der sachlichen und zeitlichen Gliederung auch die Besonderheiten des ausbildenden Betriebs.
Nach dieser sachlogischen Aufteilung wird den einzelnen Themen ein konkreter Arbeitsplatz zugeordnet, an dem das Groblernziel am besten vermittelt werden kann. Wenn möglich, wird der betriebliche Ausbildungsplan so erstellt, dass er sich am Ablauf der Geschäfts- und Arbeitsprozesse des Unternehmens orientiert. Zusätzlich zu den inhaltlichen Anforderungen an den Arbeitsplatz muss die personelle Ausstattung sichergestellt werden. Dazu gilt es u.a., die Mitarbeiter zu befragen, ob sie bereit sind, als Ausbildungsbeauftragte zu fungieren.
Aus dem betrieblichen Ausbildungsplan wird der individuelle Ausbildungsplan für den konkreten Auszubildenden abgeleitet, d.h., es erfolgt eine Anpassung des allgemeinen Ausbildungsplans an die individuellen Bedingungen der einzelnen Auszubildenden. Insbesondere kommen Verkürzungen und Verlängerungen der Ausbildung, Urlaub und besondere Fördermaßnahmen als Anlass zur Individualisierung von Ausbildungsplänen in Betracht.
In sechs Schritten zum geschäftsprozessorientierten Ausbildungsplan
Schritt 1 – Auswahl betrieblicher Prozesse die im Ausbildungsberuf (lt. Ausbildungsordnung, Ausbildungsrahmenplan) beherrscht werden müssen. Auch die Anforderungsprofile der Fachkräfte gehören dazu.
Schritt 2 – Analyse der einzelnen Prozessschritte. Welche Arbeitsvorgänge sind für die zukünftige Fachkraft notwendig? Diese Arbeitsvorgänge müssen geplant, von den Azubis ausgeführt und kontrolliert werden.
Schritt 3 – Unterteilung in Teilprozessen. Zur Übersichtlichkeit und zur Umsetzungsplanung wird ein Projektplan mit Meilensteinen, To Do´s, Verantwortlichen und den Arbeitsabläufen erstellt.
Schritt 4 – Voraussetzungen der Azubis bzw. die Anforderungen für die zukünftige berufliche Handlungsfähigkeit (Fach-Methoden-Sozial-Personelle Kompetenzen) für die Prozesse werden festgestellt.
Schritt 5 – Deckungsanalyse zwischen ARP und betriebliche Prozesse. Falls die betrieblichen Prozesse nicht im ARP enthalten sind, werden die betrieblichen Prozesse dennoch ausgebildet. Für neue Themen im ARP werden neue betriebliche Prozesse erschaffen und damit die Innovation im Unternehmen vorangetrieben.
Schritt 6 – Individueller Ausbildungsplan (Lernpass*)
*Der Lernpass soll sicherstellen, dass …
Auszubildende das lernen, was durch die Ausbildungsordnung einerseits und die betriebliche Ausbildungsplanung andererseits festgelegt worden ist. Es gibt zwei Varianten, um Kontrollziele für einen Lernpass zu bestimmen:
- Ein aufgabenbasierter Lernpass enthält die Liste mit Arbeitsaufgaben, die von Auszubildenden bearbeitet werden sollen.
- Ein qualifikationsbasierter Lernpass beschreibt die Qualifikationen, die erreicht werden sollen.
Voraussetzung für die erfolgreiche Nutzung eines Lernpasses, ist, dass Ausbildende und Auszubildende vergleichbare Vorstellungen darüber haben, wann ein Auftrag als erfolgreich bearbeitet anzusehen ist. Für die Durchführung der Ausbildung hilft der Lernpass nicht nur dabei Lernerfolge zu kontrollieren, sondern dient vor allem auch der Steuerung der Lernfortschritte.
Video: Wie erstelle ich einen Ausbildungsplan? AEVO-Prüfung
Caroline
Posted at 01:57h, 23 MärzWow toller Artikel, so habe ich das noch garnicht gesehen! Viele Grüße aus Berlin!
Julia
Posted at 11:07h, 06 MaiHabe den Artikel zufällig im Internet gefunden.
Ich tue mich seit Beginn meiner Ausbilderkarriere schwer mit dem Thema. Aber ich denke so kann ich den Plan endlich erfolgreich an unseren Betrieb anpassen.
Grüße aus dem Saarland
Bekleidung Medizin
Posted at 17:33h, 03 JuniGute Arbeit. Danke.
Daniela
Posted at 14:45h, 18 NovemberVielen Dank für die Arbeit! Wir beginnen 2021 mit der kfm. Ausildung, ich stehe gerade davor den betr. Plan zu erstellen. Das war super hilfreich!!
Sandra G.
Posted at 15:12h, 04 NovemberHallo,
ich komme mit dem erstellen eines Ausbildungsplan überhaupt nicht zurecht.
Ich verstehe hierzu nur Bahnhof
Andreas Schüler
Posted at 15:49h, 04 NovemberWie ist denn die konkrete Fragestellung? Vielleicht kann ich weiterhelfen. VG, Andreas Schüler
Steohanie van Gerven
Posted at 01:26h, 10 MaiIch kann verstehen, das es einen Ausbildungs Rahmenplan gibt.
Das finde ich auch gut!
Aber in bestimmten Bereichen sollte neben der Theorie auch in 2-3 Jahren Ausbildung mal ein Praxisteil miteinbezogen werden.
Hier im besonderen, Speditionskaufleute(d/m/w) völlig egal!!!!
Es kann nicht sein, das ein Teil der azubis in die dispo geht oder in der Abfertigung mit Fahrern zu tun hat, OHNE zu wissen, was auf der Strasse und bei Firmen abläuft!!!!
Ich er warte nicht,das angehende Spedi Leute einen 40 tonner fahren können und dürfen.
Ich erwarte aber, das diese jetztizgen Azubis, mal mitbekommen, was sie mit ihren späteren Entscheidungen, von Fahrern verlangen und einfach vorrausetzen!!!!