Simply the beste – oder: Weiterbildung rockt
Als ich im August 2018 die Weiterbildung zur Personalfachkauffrau anfing, war mit grundsätzlich bewusst, dass eine Menge Arbeit, Schweiß und die ein oder andere Träne vor mir liegen würde. Im „Hauruck-Verfahren“, also in 8 Monaten Vollzeit, eine Aufstiegsweiterbildung zu absolvieren, auf deren Zeugnis am Ende irgendwas mit Bachelor steht, würde wohl kein Zuckerschlecken sein…
Ich hatte mir ausreichend Gedanken darüber gemacht, wie ich mein „sonstiges Leben“ um die Weiterbildung herum organisieren könnte und lange mit meinen Kindern, meiner Familie und meinem Freundeskreis darüber gesprochen und gemeinsam geplant, wer wann wo unterstützen könnte, wenn es drauf ankommt.
Eine gute Entscheidung! Denn sonst würde ich Euch heute nicht hier schreiben 😉
Ein wirkliches Schlüsselerlebnis hatte ich ganz zu Beginn der Weiterbildung, als es um das Lernen an sich und die verschiedenen Lernformen ging. Die Dozentin gab uns den Rat unsere eigene Motivation zu finden. Also den Grund, warum wir das alles auf uns nehmen und was wir damit erreichen wollen. Darüber habe ich an den folgenden Abenden lange und intensiv nachgedacht.
Warum mach ich das hier?!
…ja klar, um danach einen „besseren“ Job zu bekommen. – Aber eigentlich war mein „alter“ doch gar nicht schlecht…
Um danach mehr Geld zu verdienen… ach, Geld allein macht doch auch nicht glücklich…
Um danach wirklich etwas bewegen zu können… Ja! Das könnte es sein… Schließlich zählt in Deutschland häufig das was auf einem Zeugnis steht und nicht das, was man wirklich kann. Aber um das Ziel zu erreichen, musste das Zeugnis wirklich gut ausfallen. Um genau zu sein SEHR GUT.
Wenn man sich aber die Statistiken zu der Weiterbildung der Personalfachkaufleute anschaut, dann merkt man schnell, dass „sehr gut“ hier gar nicht so einfach zu erreichen ist. Sollte das also meine Motivation sein?!
Ein Ziel, was nur schwer erreichbar ist?
Ich sprach mit einigen meiner Freunde darüber und bekam dabei eine wirklich überzeugende Antwort. Ein guter Freund von mir fragte mich, ob ich bei einem Wettkampf mit dem olympischen Gedanken antreten würde (dabei sein ist alles), oder um Sieger zu werden – Um Sieger zu werden natürlich, sonst gibt´s doch kein Preisgeld 😉 „Siehst du“ sagte er, „bei dem Abschluss ist das doch eigentlich ganz ähnlich. Alle die antreten, wollen bestehen. Aber nur die die von Anfang an auf Sieg trainieren, werden am Ende ganz vorne über die Ziellinie laufen. Wer tritt denn schon an um zweiter zu werden?“ Das veränderte etwas in meinem Denken. Ich wollte nicht mehr „nur bestehen“, ich wollte zu den Besten gehören, um danach die Chance zu haben, mit dem was ich gelernt hatte, etwas zu bewegen. Einen Job zu bekommen, bei dem ich etwas bewirken kann.
Der Satz „Du trittst an, um zu gewinnen“ hängt bis heute als Leitspruch über meinem Schreibtisch.
Ich hatte meine Motivation gefunden!
Es schien nicht mehr unmöglich, und ich wusste jetzt, wofür ich Abende, Wochenenden und Feiertage lang lernen würde. Mit echter Motivation machte ich mich ans Werk.
Ich möchte nicht behaupten, dass der Weg leicht war. Zwar halfen die acht Monate Halbtagsunterricht schon sehr dabei einen Überblick zu bekommen und einen Teil des Stoffs schneller zu verstehen, aber am Ende muss doch jeder für sich selbst lernen. Und das tat ich. Fast vom ersten Tag an wiederholte ich nachmittags den Unterrichtsstoff, malte Mind-Maps und schrieb Lernkarten, las abends weiterführende Bücher und wiederholte am Wochenende den Stoff der vergangenen Woche.
Meine „Mitschüler“ hielten mich für ein bisschen spooky, der ein oder andere behauptete auch ich sei krank 😉, weil ich so viel Zeit aufs lernen verwendete. Es zeigte sich aber sehr schnell, dass mein System funktionierte. In den meisten Fällen kapierte ich den neuen Unterrichtsstoff ziemlich schnell, weil ich die Grundlagen frühzeitig gelernt hatte und nun darauf aufbauen konnte.
Die Zeit der schriftlichen Prüfungen rückte immer näher.
Und auch wenn ich eigentlich kontinuierlich und konsequent gelernt hatte, ergriff mich eine mittelschwere Panik. SO VIEL STOFF! An dieser Stelle muss ich mich auch heute nochmal bei einem meiner Lerndudes (ein tolles Wort, das habe ich von meinem Sohn gelernt. Ein Lerndude ist ein Verbündeter beim Lernen, zu Erklärung für alle die, die keine Kinder im Teenageralter haben) bedanken, der unserer Lerngruppe spezielle Prüfungsliteratur zur Verfügung stellte. In einer kleinen Lerngruppe von drei Leuten machten wir uns, vier Wochen vor der Prüfung, in einer Mammut-Aktion über die Prüfungsliteratur her. Montags bis sonntags von 9 Uhr bis 19 Uhr. Gerne auch mal etwas länger. Mit Hilfe von Skype waren wir jeden Tag zusammen und gingen jeden die umfangreiche Prüfungsliteratur vom ersten bis zum letzten Wort durch. Inklusive des Stichwortverzeichnisses. Das nutzen wir, um uns die Begriffe und Themen gegenseitig zu erklären. Wenn einer mal nicht weiterwusste, sprang der nächste beim Erklären ein, wodurch wir am Ende alle annähernd jeden Begriff aus der Personalarbeit erläutern und in Kontext zu anderen Themen stellen konnten.
In dieser Zeit habe ich wirklich nichts anderes mehr gemacht, als mit meinen Dudes zu lernen. Ohne die anfangs geplante Unterstützung wäre das niemals möglich gewesen. Und so gebührt vor allem meinem Partner und meinen Kindern eine mindestens so große Auszeichnung, wie die die ich letztendlich erhalten habe. Ohne sie und ihre Unterstützung hätte ich das wahrscheinlich nicht geschafft.
Der erste Prüfungstag war gekommen.
Und zu meinem Erstaunen, war ich ziemlich ruhig und gelassen. Mit einer Tasche voller Gesetzbücher, dem dritten und vierten Ersatzstift, Getränken, Snacks, Textmarkern und einem kleinen Glücksbringer betrat ich fast tiefenentspannt den Prüfungssaal. Ich hatte alles gelernt und verstanden, was es an Lernstoff gab. Ich hätte im Tiefschlaf etwas über Akkordlohnberechnung und Arbeitsgesetze erzählen können. Und wenn das schon schlafend funktioniert, dann sollte es im wachen Zustand doch wohl für eine vernünftige Note reichen. Und so schrieb ich an zwei aufeinanderfolgenden Tagen insgesamt 4 Prüfungen. Allesamt mit einem guten Gefühl.
Von jetzt an hieß es warten auf die Ergebnisse. Damit es in der Wartezeit nicht langweilig wird, hat die IHK aber noch eine mündliche Prüfung für die Personaler vorgesehen, das sogenannte Fachgespräch. Man muss hierfür zwei Themenvorschläge einreichen, von denen die Kammer dann eins auswählt. Also befasste unser kleiner Lernclub sich mit der Ausarbeitung der beiden eingereichten Themen. Erstellen von Präsentationen, verwerfen der Präsentationen, neue Präsentationen erstellen, zeitoptimiertes Vortragen der Präsentationen, was will man an Handout dazu reichen, lässt man das binden oder gibt man eine lose Blattsammlung ab, und so weiter und so fort. All diese Themen beschäftigten uns nochmal gemeinsam, und ließen die Zeit des Wartens etwas schneller vergehen.
Endlich waren die Ergebnisse der Prüfungen im Briefkasten.
Mit ein klein bisschen Herzklopfen öffnete ich den Umschlag und hätte im nächsten Moment am liebsten die ganze Welt umarmt. Das ewige Lernen und der Ehrgeiz es wirklich zu 100 % können zu wollen hatten sich ausgezahlt! Mit einem Schnitt, bei dem vorne eine 1 stand, ging ich in die mündliche Prüfung.
Hier machte sich das Prüfungscoaching, was ich, zusätzlich zur Arbeit mit der Lerngruppe, bei Herrn Schüler in Anspruch genommen habe voll bezahlt. 100 Punkte in der mündlichen Prüfung! Bis heute immer noch irgendwie unglaublich für mich. Obwohl ich dabei war 😉
Ich hatte bestanden! SEHR GUT bestanden.
Ich hatte mein Ziel erreicht!
Einen Job der mir wirklich Spaß macht und bei dem ich etwas bewirken kann, hatte ich zu dem Zeitpunkt auch schon gefunden.
Eigentlich wäre meine Geschichte in Sachen Weiterbildung jetzt also zu Ende. Wenn nicht ein paar Wochen später eine Nachricht von der IHK in meinem Mailpostfach aufgetaucht wäre. Zuerst dachte ich, das wäre Werbung, ein paar Stunden später öffnete ich sie aber trotzdem. Wird schon kein Spam sein… In der Email war die Anfrage der IHK, ob ich nicht mit in den Prüfungsausschuss kommen wolle. Etwas irritiert dachte ich darüber nach, ob ich DAFÜR denn wirklich genug Wissen hätte. Aber… wenn die IHK meint, dass ich das habe, dann sollte ich selber vielleicht nicht so sehr daran zweifeln. Also nahm ich Kontakt zur zuständigen Abteilung auf und vereinbarte einen Gesprächstermin.
So ergab es sich, dass ich ein paar Wochen später bei einer sehr freundlichen Dame und ihrer Chefin im Büro saß und in den Prüfungsausschuss für Personalfachkaufleute berufen wurde. Und wie wir so ins reden kamen, fragte mich die Dame, ob ich denn zur Besten-Ehrung kommen würde.
Besten-Ehrung? – Nicht wirklich oder?
Offensichtlich hatte die Einladung mich nicht erreicht, weshalb ich davon bis dato gar nichts wusste. Das Gefühl in diesem Moment, lässt sich nicht beschreiben. Ich wusste, dass ich bestanden habe, und dass ich scheinbar wirklich gut bin in dem was ich tue, da ich ja zur Prüferin ernannt wurde, aber wirklich die allerbeste aus einem kompletten Prüfungsjahr? Die Beste von über einhundert Prüfungsteilnehmern im Personalfach? UNGLAUBLICH!
Ich hatte mein Ziel wirklich erreicht. Ich war die Beste. Als erste über die Ziellinie.
Simply the best!
Und heute, ein paar Tage nach der Ehrung, kann ich nur jedem empfehlen, (allein um zu dieser unglaublich tollen Veranstaltung eingeladen zu werden), das möglichste zu geben, wenn man eine Ausbildung, Umschulung oder Weiterbildung anfängt. Findet euer Ziel, habt es fest im Blick, und arbeitet konsequent darauf hin.
In meinem Interview zu der Ehrung habe ich gesagt, dass lernen wie Rock´n´Roll ist. Anstrengend, Kräfte zehrend, mit hunderten von Wiederholungen, Tränen, Schweiß und dem Moment wo man einfach keine Lust mehr hat. Aber mach genau so viel Spaß, man kann die kleinen und großen Erfolge feiern und es bring einen weiter. Und das kann einem keiner mehr nehmen
In diesem Sinne: Weiterbildung rockt 😉
Video: Mündliche Prüfung – live – Präsentation und Fachgespräch
BEST PRACTICE für deine mündliche IHK-Prüfung zum/r Personalfachkaufmann/frau.
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