
Als Ausbilder und Ausbilderin verantwortlich auf die Selbständigkeit vorbereiten
Ausbilderinnen und Ausbilder tragen eine große Verantwortung, wenn es darum geht, jungen Menschen den Einstieg ins Berufsleben, insbesondere durch die Selbständigkeit, zu ermöglichen. Ihre Aufgabe geht dabei vor allem in einer immer komplexer werdenden Arbeitswelt über die bloße Vermittlung von Fachwissen hinaus. Sie haben die Möglichkeit, Auszubildende auf unterschiedliche Karrierewege vorzubereiten und ihnen Perspektiven aufzuzeigen, die über die klassische Festanstellung hinausgehen.
Insbesondere die Themen Selbstständigkeit und Quereinstieg rücken dabei zunehmend in den Fokus. Viele junge Menschen sehen in der Selbstständigkeit die Chance, eigene Ideen umzusetzen, während andere gezielt nach einem Berufswechsel in eine verwandte oder völlig neue Branche streben. Dieser Beitrag zeigt, wie Sie als Ausbilder Ihre Azubis bei der Karriereplanung begleiten und gezielt auf diese alternativen Karrierewege vorbereiten können.
Selbstständigkeit als Berufsziel: Die Bedeutung unternehmerischen Denkens
Die Selbstständigkeit stellt für viele Berufstätige eine interessante Alternative zum klassischen Angestelltenverhältnis dar. Eine selbstständige Tätigkeit eine bietet Freiheiten, Eigenverantwortung und die Möglichkeit, die berufliche Zukunft eigenständig zu gestalten. Laut einer Studie des Instituts für Mittelstandsforschung (IfM) wagen viele junge Berufstätige innerhalb der ersten fünf Jahre nach ihrer Ausbildung den Schritt in die Selbstständigkeit.
Als Ausbilder können Sie einen wichtigen Beitrag dafür leisten, dass Ihren Auszubildenden der Weg in eine erfolgreiche berufliche Selbstständigkeit offensteht. Dabei geht es nicht nur um die Vermittlung fachlicher Fähigkeiten, sondern auch um die Förderung von wesentlichen Soft Skills, unternehmerischem Denken und einer mentalen Einstellung, die auf Eigeninitiative und Kreativität basiert.
Selbstständigkeit bedeutet, Verantwortung für sich selbst, die eigene Arbeit und oft auch für andere zu übernehmen. Es geht darum, Chancen zu erkennen, Risiken realistisch zu bewerten und verantwortungsbewusste Entscheidungen zu treffen.
Als Ausbilder können Sie den Grundstein für diese Denkweise legen, indem Sie wichtige Weichen bereits im Verlauf der Ausbildung stellen. Dabei geht es nicht nur um theoretische Ansätze, sondern vor allem um praktische Übungen, die Ihren Azubis helfen, Verantwortung zu übernehmen und selbstständig Entscheidungen zu treffen.
Diese Fähigkeiten bilden das Fundament für den Aufbau einer erfolgreichen beruflichen Selbstständigkeit.
Kosten- und Finanzmanagement: Junge Gründer müssen verstehen, wie sie Einnahmen und Ausgaben kalkulieren, Rücklagen bilden und finanzielle Risiken managen können. Praktische Übungen, wie die Erstellung einer Kostenkalkulation oder die Simulation eines Geschäftsplans, können bereits ausbildungsbegleitend hilfreich sein.
Marketing und Kundenakquise: Bringen Sie Ihren Auszubildenden nahe, wie wichtig es im Rahmen der Selbstständigkeit ist, sich unternehmerisch erfolgreich zu vermarkten. Workshops zu Themen wie Social Media, Kundenbindung oder Zielgruppenanalyse geben einen guten Überblick und können Grundlagen schaffen.
Rechtliche Rahmenbedingungen: Vermitteln Sie Grundkenntnisse zu Gewerberecht, Vertragsgestaltung und steuerlichen Pflichten. Auch externe Experten, z. B. von den Industrie- und Handelskammern, können ausbildungsbegleitend eingebunden werden.
Unternehmerisches Denken bedeutet, Probleme kreativ zu lösen, Chancen zu erkennen und Verantwortung zu übernehmen. Unterstützen Sie Ihre Azubis dabei, diese Fähigkeiten zu entwickeln, indem Sie sie eigenständig Projekte leiten lassen oder ihnen Aufgaben überantworten, die kreative Lösungen erfordern. Auch Gruppenarbeiten, bei denen sie zusammen Strategien entwickeln, fördern eine grundlegend unternehmerische Denkweise. Damit unterstützen Sie ihre Azubis auf dem Weg in die Selbständigkeit.
Kenntnisse zu Geschäftsmodellen und Monetarisierungsansätzen in der Selbstständigkeit vermitteln
Ein entscheidender Faktor für den Erfolg in der Selbstständigkeit ist das Verständnis für Geschäftsmodelle und Monetarisierungsansätze. Diese Kenntnisse ermöglichen es zukünftigen Selbstständigen, ihre Einnahmequellen zu planen, Risiken abzuschätzen und nachhaltig erfolgreich zu wirtschaften. Als Ausbilder können Sie Ihren Azubis wertvolle Einblicke in unterschiedliche Verdienstmöglichkeiten geben und sie so dabei unterstützen, eine fundierte Karriereplanung zu entwickeln.
Verdienstmodelle in der Selbstständigkeit
Es gibt eine Vielzahl von Geschäftsmodellen und Monetarisierungsansätzen, auf denen Selbstständige ihre unternehmerische Tätigkeit aufbauen können.
Provisionsbasiertes Einkommen
Provisionsmodelle sind besonders in Branchen wie Kreditvermittlung, Immobilien oder Versicherungen weit verbreitet. Selbstständige verdienen hier einen Anteil an den Umsätzen oder Abschlüssen, die sie für ein Unternehmen generieren. Wenn Selbstständige beispielsweise als Kreditvermittler eine Provision erhalten, ist ihr Einkommen direkt mit ihrem unternehmerischen Erfolg verknüpft. Solche Modelle bieten ein hohes Einkommenspotenzial, belohnen jedoch in der Regel nur Leistung und erfordern daher einen starken Fokus auf Kundenakquise und Abschlussstärke.
Projekt- oder Stundenbasiertes Einkommen
Selbstständige, die Dienstleistungen wie Beratung, Coaching oder kreatives Arbeiten (z. B. Grafikdesign oder Content-Erstellung) anbieten, arbeiten oft projekt- oder stundenbasiert. Dies bietet Flexibilität, aber auch Herausforderungen bei der Preiskalkulation und der Sicherstellung kontinuierlicher Aufträge.
Produktbasierter Verkauf
Dieses Modell eignet sich für Azubis, die sich im Bereich Handwerk, Produktion oder E-Commerce selbstständig machen möchten. Produkte und Dienstleistungen können über niedergelassene Shops oder online verkauft werden. Hierbei sind Kenntnisse in Lagerhaltung, Logistik und Online-Marketing entscheidend für den unternehmerischen Erfolg und die wirtschaftliche Sicherheit.
Abo-Modelle oder wiederkehrende Einnahmen
Dienstleistungen wie Software-Entwicklung, Fitnessprogramme oder Lernplattformen setzen zunehmend auf Abonnement-Modelle. Diese bieten den Vorteil von planbaren, regelmäßigen Einnahmen und eignen sich besonders für Geschäftsideen mit digitalem Fokus.
Lizenzen und Rechte
In künstlerischen und kreativen Berufen besteht zusätzlich die Möglichkeit, durch den Verkauf von Nutzungsrechten für Werke Einkommen zu generieren. Diese passive Einkommensform kann Azubis ansprechen, die ihre Werke langfristig monetarisieren möchten.
Zusatzqualifikationen: Ein Schlüssel zur Selbstständigkeit und zum Quereinstieg
Um Azubis auf die Selbstständigkeit oder einen Quereinstieg vorzubereiten, ist es entscheidend, ihnen die Möglichkeit zu bieten, sich über den regulären Ausbildungsrahmenplan hinaus weiterzubilden. Zusatzqualifikationen können ihnen nicht nur das notwendige Know-how vermitteln, sondern auch ihre beruflichen Chancen erheblich steigern.
Fachliche Kompetenzen stärken
Zusatzqualifikationen in vielfältigen Bereichen sind von hohem Mehrwert für Azubis, die sich später selbstständig machen möchten. Hier können Seminare oder Workshops, die von Kammern oder Bildungsträgern angeboten werden, eine wichtige Ergänzung zur Ausbildung darstellen. Zusatzqualifikationen, die bereits während der Ausbildung erworben werden, ebenen den Weg für einen reibungslosen Übergang in eine selbstständige Tätigkeit.
Auszubildende, die über eine berufliche Selbstständigkeit nachdenken, sollten Kenntnisse in betriebswirtschaftlichen und organisatorischen Themen erwerben.
Erstens: Grundlagen der Betriebswirtschaftslehre (BWL): Durch Seminare oder Online-Kurse können Azubis lernen, wie man Finanzpläne erstellt, Kostenstrukturen analysiert und wirtschaftliche Entscheidungen trifft. Ein guter Anknüpfungspunkt hierfür sind Gründerseminare, in denen Azubis lernen, wie man einen Businessplan erstellt, Finanzierungsmodelle erarbeitet oder ein Unternehmen strategisch aufbaut.
Zweitens: Marketing und Vertrieb: Auch Kenntnisse im Bereich Marketing und Vertrieb sind für Selbstständige essenziell. Ein Fokus auf digitale Marketingstrategien wie Suchmaschinenoptimierung (SEO), Content-Marketing oder die Nutzung sozialer Medien ist aufgrund der voranschreitenden Digitalisierung in den meisten Branchen von hohem Mehrwert für eine zukunftsweisende Karriereplanung.
Drittens: IT-Kenntnisse: Technologisches Know-how ist im Zusammenhang mit dem voranschreitenden digitalen Wandel fast in jeder Branche ein Wettbewerbsvorteil. Kurse zu Office-Anwendungen, Webdesign oder branchenspezifischen Softwarelösungen können wichtige Grundlagen bilden.
Soft Skills fördern
Neben den fachlichen Fähigkeiten sind Soft Skills von großer Bedeutung, wenn Azubis eine berufliche Selbstständigkeit anstreben.
Zeitmanagement und Organisation: Azubis müssen lernen, ihre Aufgaben effizient zu priorisieren und Deadlines einzuhalten. Praktische Übungen wie das Planen und Organisieren von Projekten können dabei helfen.
Kommunikationsfähigkeit: Die Fähigkeit, mit Kunden, Geschäftspartnern und Mitarbeitern verbindlich und transparent zu kommunizieren, ist essenziell. Rollenspiele oder Präsentationstrainings fördern diese Kompetenz.
Problemlösungsfähigkeit: Selbstständige und Quereinsteiger stehen häufig vor unerwarteten Herausforderungen. Übungen, bei denen Azubis kreative Lösungen entwickeln müssen, können in diesem Bereich wertvolle Softskills fördern.
Softskills ergänzen die fachlichen Fähigkeiten und sind in allen Branchen unerlässlich, um langfristig unternehmerisch erfolgreich zu sein.
Die Bedeutung von Netzwerken: Kontakte als Türöffner
Ein starkes berufliches Netzwerk ist sowohl für Selbstständige als auch für Quereinsteiger essenziell. Als Ausbilder können Sie Ihre Azubis dabei unterstützen, frühzeitig für sie nützliche Kontakte zu knüpfen und sich in relevanten Netzwerken zu etablieren.
Aufbau von beruflichen Netzwerken
Ermutigen Sie Ihre Azubis, an Veranstaltungen wie Messen, Fachkonferenzen oder lokalen Gründerforen teilzunehmen. Dort können sie nicht nur wertvolle Kontakte knüpfen, sondern auch Inspiration für ihre berufliche Zukunft sammeln und von den Erfahrungen anderer Unternehmer profitieren. Auch die Vermittlung von Mentoren, die den Azubis mit Rat und Tat zur Seite stehen, kann ein wertvoller Beitrag sein.
Digitale Netzwerke nutzen
Berufliche Plattformen wie LinkedIn oder Xing bieten ideale Möglichkeiten, sich online zu vernetzen. Diese Plattformen sind nicht nur ein geeignetes Forum, um sich selbst zu präsentieren, sondern auch, um gezielt nach Ansprechpartnern oder potenziellen Kooperationspartnern zu suchen. Unterstützen Sie Ihre Azubis dabei, ein professionelles Profil zu erstellen und sich aktiv in Gruppen und Foren einzubringen.
Ein starkes Netzwerk kann den unternehmerischen Erfolg als Selbstständiger oder Quereinsteiger maßgeblich beeinflussen. Als Ausbilder können Sie Ihren Azubis die Bedeutung von Netzwerken verdeutlichen und sie dabei unterstützen, frühzeitig die richtigen Kontakte zu knüpfen.
Karriereplanung für Quereinsteiger: Neue Wege eröffnen
Nicht alle Azubis bleiben nach ihrer Ausbildung in ihrem erlernten Berufsfeld. Der dynamische Arbeitsmarkt sorgt dafür, dass der Quereinstieg in eine artverwandte oder gänzlich andere Branche zu einer interessanten Alternative geworden ist. Die Motivation für einen Blick über den Tellerrand hinaus entsteht aus persönlichem Interesse, aufgrund interessanter beruflicher Perspektiven oder als Folge sich verändernder Marktanforderungen. Viele Kompetenzen, die während einer Ausbildung erworben werden, sind branchenübergreifend anwendbar.
Hier können Sie als Ausbilder eine entscheidende Rolle spielen, indem Sie die die vielfältige Einsatzmöglichkeit der erlernten Fähigkeiten betonen und Wege für einen erfolgreichen Quereinstieg aufzeigen. Kompetenzen wie Organisationsgeschick, technisches Know-how oder analytisches Denken sind in nahezu allen Branchen gefragt und können den Einstieg in ein neues Berufsfeld erleichtern.
Ein effektiver Ansatz ist die Förderung eines Perspektivwechsels. Indem Sie Ihren Azubis Einblicke in verschiedene Abteilungen oder externe Praktika ermöglichen, können sie neue Interessen und Potenziale entdecken.
Praxisnahe Tipps für Ausbilder
Die Unterstützung Ihrer Azubis auf ihrem individuellen Karriereweg erfordert ein hohes Maß an Engagement und Flexibilität. Wenn Sie bereit sind, diesen wichtigen Schritt in einen selbstbestimmte und unternehmerisch erfolgreiche Zukunft zu begleiten, können diese Praxistipps gute Anknüpfungspunkte bieten:
Individuelle Beratungsgespräche: Nehmen Sie sich regelmäßig Zeit, um mit Ihren Azubis über ihre beruflichen Ziele zu sprechen. Gemeinsam können Sie herausfinden, welche Schritte notwendig sind, um diese Ziele zu erreichen.
Erfolgsgeschichten teilen: Berichten Sie von ehemaligen Azubis, die den Weg in die Selbstständigkeit oder einen erfolgreichen Quereinstieg geschafft haben. Dies kann als Motivation und Inspiration dienen.
Zusätzliche Ressourcen bereitstellen: Stellen Sie Fachliteratur, Online-Kurse oder Apps zur Verfügung, die Azubis dabei unterstützen, ihre Fähigkeiten auch abseits der vorgesehenen Ausbildungsinhalte weiterzuentwickeln.
Der Ausbilder als Karrierebegleiter
In einem sich dynamisch verändernden Ausbildungsmarkt geht Ihre Aufgabe als Ausbilder weit über die reine Vermittlung von Fachwissen und berufsspezifischen Kompetenzen hinaus. Indem Sie Ihre Azubis gezielt fördern und ihnen auch den Weg in alternative berufliche Ausrichtungen ebnen, leisten Sie einen wichtigen Beitrag zu ihrer beruflichen und persönlichen Entwicklung. Mit Ihrem Engagement und Ihrer Expertise können Sie dazu beitragen, dass Ihre Azubis nicht nur ihre beruflichen Ziele erreichen, sondern auch langfristig erfolgreich und zufrieden sind.
Bild-Quelle: unsplash.com/Unseen Studio
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