Wie sichere ich den Lerntransfer in der Aus- und Weiterbildung?
Marcel: Was bedeutet eigentlich Lerntransfer?
Andreas: Gemeint sind damit alle Maßnahmen, die helfen, das in einer Qualifizierungsmaßnahme Gelernte (Wissen, Fähigkeiten, Fertigkeiten, Werte, Haltungen) erfolgreich in den beruflichen Alltag zu übertragen.
Katharina: Kannst du dafür bitte mal ein Beispiel geben?
Andreas: Kann ein Mitarbeiter beispielsweise in einem Abschlusstest belegen, dass er die Zusammenhänge einer Thematik vollständig verstanden hat, bedeutet dies nicht zwangsläufig, dass der Transfer vom Lernfeld ins Arbeitsfeld problemlos stattfindet.
Silke: Genauso wenig kann nachgewiesen werden, dass die Anwendung fachlichen Wissens in der Praxis direkt mit der Weiterbildungsmaßnahme in Zusammenhang steht.
Andreas: Deshalb erhalten Weiterbildungsmaßnahmen erst dann einen wirtschaftlichen Wert, wenn sich der in ihnen vermittelte Kompetenzzuwachs in der Arbeitsleistung widerspiegelt.
Katharina: Verstehe, von der Theorie in die Praxis also.
Andreas: Genau. Viel zu oft gibt es externe Faktoren, die einen Transfer behindern können.
Marcel: Welche denn?
Welche externen Faktoren gibt es?
Andreas: Zum Beispiel:
- Die mangelnde Vor- und Nachbereitung der Teilnehmer in Bezug auf die Maßnahme
- Eine unzureichende Potenzialanalyse
- Die fehlende Unterstützung des Vorgesetzten
- unterschiedliche Ergebniserwartungen bei Vorgesetzten und Teilnehmern oder
- fehlende Möglichkeiten der Umsetzung von Lernhandlungen in Arbeitshandlungen
Marcel: Das sind ja alles hausgemachte Ursachen, an die man selbst im Unternehmen und mit seinen Mitarbeitern arbeiten kann.
Silke: Dann macht es ja Sinn, die Transfersicherung im Unternehmen strategisch zu verbessern.
Die drei Phasen der Transfersicherung
Andreas: Dazu gibt es drei Phasen der Transfersicherung von Neubauer aus dem Jahre 2012.
Katharina: Und wie gestalten sich diese drei Phasen?
Phase Eins
Andreas: Phase 1: Vor dem Seminar. Hier wird der Bedarf ermittelt: Welche Kompetenzen braucht der Mitarbeiter?
Silke: Ein Soll-Ist-Vergleich also?
Andreas: Ja, genau. Und dann wird noch eine Zielvereinbarung getroffen. Mit der Fragestellung: Welche Entwicklungsziele sollen erreicht werden?
Marcel: Klingt nach einem Plan. Und die zweite Phase?
Phase Zwei
Andreas: Die zweite Phase findet während des Seminars statt. Denn hier werden konkrete Fälle aus dem Arbeitsumfeld des Mitarbeiters bearbeitet.
Katharina: Ja, das hört sich nach Praxisorientierung an. Und gibt es innerhalb des Seminars auch Lernerfolgskontrollen?
Andreas: Ja, durch Übungen, Tests und professionelles Feedback.
Phase Drei
Silke: Und die Phase 3 ist bestimmt nach dem Seminar.
Andreas: Genauso ist es. Direkt am Arbeitsplatz gibt es Checklisten, To Do´s, und Lerntagebücher.
Marcel: So kann man als Vorgesetzter in dieser Phase gleich die nächsten Entwicklungsschritte und Maßnahmen mit dem Mitarbeiter festlegen.
Katharina: Alles in Allem scheint das doch eine gute Strategie zu sein, wie man den Lerntransfer in der Aus- und Weiterbildung sichern kann.
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