Wie reagiere ich als Ausbilder in den verschiedenen Teamphasen?

Hallo an alle Berufs- und Weiterbildungspädagogen. Im Themenfeld: „Begleitung von Fach- und Führungskräften“ gehen wir heute der Frage auf den Grund: Wie reagiere ich als Ausbilder in den verschiedenen Teamphasen?

Teamphasen

Wie lauten die Teamphasen nach Bruce Tuckman?

Silke: Mit Teamphasen meinst du doch bestimmt die nach Tuckman.

Marcel: Tuckman?

Silke: Na Bruce Tuckman. Der hat doch 1965 ein Phasenmodell für die Teamentwicklung entwickelt.

Marcel: Und um welche Phasen geht es da?

Silke: Das Modell von Tuckman beschreibt vier aufeinander folgende Entwicklungsschritte für Gruppen (Forming, Storming, Norming und Performing). 1977 wurde das Modell um eine fünfte Phase (Adjourning) ergänzt. Und eine sechste Stufe wurde von Klotz im Jahr 2000 entworfen. Diese nennt sich Endjourning.

Marcel: Ich verstehe nur Bahnhof.

 

Was passiert in der ersten Teamphase: Dem Forming?

Silke: Tuckman beschreibt in seinem Modell Phasen, die mehr oder weniger bei allen Teamfindungsprozessen auftreten. Zunächst kommen die Teammitglieder das erste Mal zusammen, das ist die Forming-Phase.

Marcel: Ja, und was passiert in der Forming-Phase?

Silke: Die Teammitglieder lernen sich kennen. Und das ist oft mit Unsicherheit verbunden. Einige fragen sich: Werde ich vom Team akzeptiert? Kann ich mich in diesem Team voll entfalten? In dieser Phase sind die Beziehungen der Teammitglieder untereinander noch völlig offen und unklar. In dieser Phase geht es darum die Zugehörigkeit sicher zu stellen.

Marcel: Ja, das kann ich nachvollziehen. Und dann kommt die nächste Phase?

 

Wie ist die zweite Teamphase, das Storming, definiert?

Silke: Ja, genau. Nach dieser ersten Unsicherheit versuchen die Teammitglieder über Aufgaben- und Rollenkonflikte ihr Revier abzustecken. Damit befinden sie sich in der Storming-Phase. Diese Phase ist besonders kritisch.

Marcel: Revier abstecken? Hört sich nach Konflikten an.

Silke: Ja, genau. Deshalb wird diese Phase manchmal Konfliktphase genannt. Denn hier stoßen verschiedene Charaktere aufeinander. Und dies kann den gesamten Arbeitsprozess des Teams beeinflussen.

Marcel: Geht es nicht auch ohne Konflikte?

Silke: Erst durch Konflikte kommen einzelne Bedürfnisse ans Tageslicht und jeder vertritt eine unterschiedliche Position. Gut ist es, wenn diese Phase durch einen Moderator begleitet wird.

Marcel: Ja, und wie geht es dann weiter?

 

Was macht die dritte Teamphase, das Norming, aus?

Silke: Nachdem die Machtkämpfe abgeschlossen sind, kann das Team zusammenwachsen. Das Festlegen von Regeln und die gemeinsame Definition von Rollen im Team tragen dazu bei und sichern den Erfolg. Das ist dann die Norming-Phase.

Marcel: Ja, das hört sich nach einer vernünftigen Lösung an.

 

Was geschieht in der vierten Teamphase, dem Perfoming?

Silke: Und in der vierten Phase, dem Performing, ist das Team bereit gut zusammenzuarbeiten und gute Ergebnisse zu produzieren.

 

Und, es gibt noch zwei weitere Teamphasen?

Marcel: Und die beiden letzten Phasen?

Silke: Du meinst das Adjourning, also die Auflösungsphase und das Endjourning, die Wiederzusammenkommensphase.

Marcel: Ja, wenn diese so benannt werden.

Silke: Diese beiden Phasen sind nicht für alle Teams relevant. Beim Adjourning geht es darum, dass sich die Teammitglieder voneinander ablösen und natürlich auch von der gemeinsamen Aufgabe verabschieden. Beim Endjourning handelt es sich um offene Teams, die einem stetigen Mitgliederwechsel ausgesetzt sind, dann können die Phasen immer wieder neu durchlaufen werden.

Wie reagiere ich als Ausbilder nun in den verschiedenen Teamphasen?

Marcel: Also sprechen wir hier über die klassischen vier Phasen: Forming, Storming, Norming und Performing. Und wie reagiere ich als Ausbilder nun in den verschiedenen Teamphasen?

 

Reaktion des Ausbilders in der Forming-Phase

Andreas: Gehen wir das doch mal Schritt für Schritt durch. In der Forming-Phase, wo es darum geht, dass die Teammitglieder sich kennen lernen und sich vorsichtig annähern, geht es darum die Identität jedes einzelnen zu fördern.

Silke: Ja, und wie mache ich das?

Andreas: Du gibst jedem Team Mitglied den Raum sich mit seinem Namen und seinen Erfahrungen vorzustellen. Das schafft erstes Vertrauen.

Marcel: Und gibt es noch etwas, was ich als Ausbilder in der Forming-Phase tun kann?

Andreas: Na klar doch. Am Anfang gibst du allen eine Orientierung über die anstehenden Aufgaben, den Zeitrahmen und die Arbeitsbedingungen.

Silke: Ja, damit erzeugst du eine gewisse Sicherheit bei den Teammitgliedern. Diese wissen dann, wo die Reise hingeht.

Andreas: Ja und in der Forming-Phase versuchst du als Ausbilder auch die Interaktion zwischen den Teammitgliedern zu fördern. Du gibst also Raum und Zeit sich gegenseitig kennen zu lernen.

Marcel: Das hört sich gut an. Und wie geht es dann weiter?

 

Reaktion des Ausbilders in der Storming-Phase

Andreas: Die nächste Phase, also das Storming ist besonders wichtig für die spätere Leistungsfähigkeit des Teams.

Marcel: Wie sollen denn Konflikte die Leistungen steigern?

Andreas: Wenn du als Ausbilder zunächst einmal die aufkommenden Konflikte zulässt, hat jeder Teilnehmer die Möglichkeit seine Grenzen auszutesten. Damit erfährt jeder, wie weit er gehen kann und auf welche Verhaltensweisen er sich verlassen kann, wenn es darauf ankommt.

Silke: Und wie reagiere ich als Ausbilderin in dieser Phase?

Andreas: Manchmal muss man Konflikte zulassen, manchmal schlichten und Grenzen setzen. Auf jeden Fall sorgt man als Ausbilder dafür, das unterschiedliche Meinungen gewertschätzt werden.

 

Reaktion des Ausbilders in der Norming-Phase

Marcel: Hört sich nach Abenteuer an. Und was macht der Ausbilder in der dritten Phase?

Andreas: Beim Norming geht es ja darum neue Umgangsformen, Rollen und Aufgaben im Team zu finden. Das kann man natürlich erst dann, wenn man die Meinungen und Standpunkte untereinander kennt. Und die wurden ja in der konfliktreichen Storming-Phase durchlebt.

Silke: Na, dann werden meine Aufgaben als Ausbilderin in der Norming-Phase etwas entspannter sein.

Andreas: Ja genau. In der Norming-Phase kannst du als Ausbilderin wieder mehr Offenheit zulassen. Schließlich geht es darum Kompromisse zu finden und du forderst das Team auf Regeln für eine gute Zusammenarbeit festzulegen.

Marcel: Das hört sich nach Stabilität an.

Andreas Ist es auch. Und je nach Situation, befindest du dich als Ausbilder eher in der Moderatorenrolle.

 

Reaktion des Ausbilders in der Performing-Phase

Marcel: Und welche Rolle hat man als Ausbilder in der vierten Phase, dem Performing?

Andreas: Hier hast du die Möglichkeit die Führung an die Gruppe abzugeben und dann findest du dich in der Rolle als Coach wieder. Du regst also nur noch die Weiterentwicklung an.

Silke: Und was mache ich als Ausbilderin noch in der Performing-Phase?

Andreas: Es geht ja hier darum, die Leistungsfähigkeit im Team zu fördern. Du kannst Mitdenken belohnen und auf jeden Fall Erfolge feiern lassen. Denn dadurch entsteht ein stärkeres Wir-Gefühl.

Marcel: Jetzt haben wir ja über die vier Team-Phasen gesprochen. Laufen das Forming, Storming, Norming und Performing immer in dieser Reihenfolge ab? Oder kann man die eine oder andere Phase nicht einfach überspringen?

 

Kann man die eine oder andere Phase nicht einfach überspringen?

Andreas: Diese vier Phasen kann man sich auch als Teamuhr vorstellen, die immer in die gleiche Richtung tickt. Also erst die Kennenlernphase, dann die Konfliktphase, dann die Organisationsphase und dann die Kreativitätsphase.

Silke: Welche der vier Phasen wird denn am meisten übersprungen?

Andreas: Wenn es zum Beispiel darum geht, dass ein Team eine neue Aufgabe, ein neues Teammitglied oder einen neuen Vorgesetzten bekommt, dann sind die bestehenden Teammitglieder von dem gegenseitigen Kennenlernen in der Forming-Phase genervt.

Marcel: Ja, und was passiert dann?

Andreas: Dann kommt es schneller zur Stormingphase. Das sind hausgemachte Konflikte. Besser wäre es, wenn ein Ausbilder in solchen Situationen das Team in die Forming-Phase navigiert. Damit eine vertrauensvolle Grundlage der Zusammenarbeit geschaffen wird.

Marcel: Ich merke schon. Da braucht es einiges an Praxiserfahrungen, um mit Teams richtig umzugehen. Aber gut, dass wir das mit den Teamphasen mal genauer unter die Lupe genommen haben.

Silke: Finde ich auch.

 

Video: Wie reagiere ich als Ausbilder in den verschiedenen Teamphasen?

 

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