Wie führen Sie intrinsisch motivierte Azubis?

Auf Dauer nur intrinsisch, also von innen motiviert, sind die wenigsten Azubis. Was treibt diese Azubis an und welche Führungsaufgabe haben Ausbilder?

intrinsisch

Wenn sich Ihr Azubi fragt: „Warum mache ich das jetzt?“

Viele Azubis sind motiviert, weil sie die Ausbildung zum Aufbau ihrer Existenz brauchen. Sie benötigen außerdem Geld und eine echte Perspektive. Allerdings sind diese existenziellen Bedürfnisse extrinsische, also von außen kommende Impulse, jeden Tag zum Ausbildungsbetrieb zu gehen. Auf Dauer nur intrinsisch, also von innen motiviert, sind die wenigsten Azubis. Deshalb müssen Ausbilder die verschiedenen Interessen ihrer Azubis jeden Tag aufs Neue hinterfragen – also eine Antwort darauf finden, wie Leistung und Fairness miteinander vereinbar sind. Gute Stimmung hilft dabei, aber sie reicht nicht immer, um die Motivation der Azubis zu steigern. Übrigens ist die Bezeichnung „Motivation“ auf das lateinische Verb „movere“ (bewegen, antreiben) zurückzuführen. Damit geht es hierbei darum, dass Menschen etwas tun.

Stehen zum Beispiel das Interesse an der Sache selbst, die Freude an der Arbeit, das Streben, neues Wissen und Können zu erwerben und etwas zu leisten im Vordergrund, so spricht man von einer sachbezogenen, primären, direkten – oder einem psychologischen Fachausdruck – „intrinsischen“ Motivation. Das bedeutet, folgende Dinge stehen im Mittelpunkt:

  • Identifikation mit einer Sache.
  • Eigene Ziele, die man verfolgen will.
  • Eigene Interessen, die man hat.
  • Reinen Spaß, den man erleben will.
  • Einfach machen und aktiv werden.
  • Den Willen aus sich heraus etwas zu leisten.
  • Eigene Wertevorstellung im Leben.
  • Den starken Wunsch etwas zu verändern.

 

Was treibt Ihren Azubi wirklich an?

Der amerikanische Professor für Psychologie und Psychiatrie Steven Reiss (1947-2016) ging der Frage nach: „Was treibt Menschen wirklich an?“. Demzufolge befragte er viele tausende Menschen weltweit und erforschte empirisch über 300 Motive des Menschen. Schließlich gelang es ihm 16 Lebensmotive, sogenannte Endmotive, zu definieren und messbar zu machen. Ähnlich wie ein Thermometer die Temperatur misst. Das Reiss-Profile erfasst also folgende 16 grundlegende Lebensmotive:

Macht | Von: „Ich will führen und entscheiden.“ bis „Ich will mich an anderen orientieren.“

Neugier | Von: „Ich will alles wissen und nachdenken. bis „Ich will konkret-praktisch handeln.“

Ordnung | Von: „Ich will Organisation und Struktur.“ bis „Ich will flexibel und optional sein.“

Ehre | Von: „Ich will prinzipientreu sein.“ bis „Ich will eigennützlich sein“

Status | Von: „Ich will bedeutsam sein.“ bis „Ich will bescheiden sein.“

Eros | Von: „Ich will Sinnlichkeit und Romantik.“ bis „Ich will Askese.“

Beziehungen | Von: „Ich will mit Menschen zusammen sein.“ bis „Ich will alleine und ungestört sein.“

Körperliche Aktivität | Von: „Ich will aktiv und fit sein.“ bis „Ich will körperliche Entspannung.“

Unabhängigkeit | Von: „Ich will frei und autonom sein.“ bis „Ich will verbunden mit anderen sein.“

Anerkennung | Von: „Ich brauche Selbstsicherheit.“ bis „Ich kann alles schaffen.“

Sparen | Von: „Ich will sammeln und aufbewahren.“ bis „Ich will verschwenderisch sein.“

Idealismus | Von: „Ich will Gerechtigkeit für alle.“ bis „Ich will mich selbst stärken.“

Familie | Von: „Ich will Kinder erziehen und häuslich sein“ bis „Ich will unabhängig von Kindern sein.“

Wettkampf | Von: „Ich will gewinnen.“ bis „Ich will Harmonie und Ausgleich.“

Essen | Von: „Ich will Essen genießen.“ bis „Ich will nur Hunger stillen.“

Ruhe | Von: „Ich bin vorsichtig und will Stabilität.“ bis „Ich will Risiko und Gefahr.“

Dabei unterscheidet Reiss zwischen dem spontanen Wohlfühl-Glück, welches situativ auf Freude basiert und dem nachhaltigen Werte-Glück, welches die Freude ausmacht, die aus der Befriedigung von Lebensmotiven resultiert. Bei den 16 Lebensmotiven geht es also um das „Wollen“. Es analysiert das, was übrigbleibt, wenn wir aufhören würden anderen zuzuhören und einfach „unser Ding“ machen.

 

Welche Führungsaufgabe ergibt sich für Sie als Ausbilder?

Was tun also nun Ausbilder mit einem intrinsisch motivierten Azubi, der seine Ausbildung als Quelle der Zufriedenheit sieht und einfach nur Freude an seiner Leistung empfindet. Auf jeden Fall muss der Ausbilder davon ausgehen, dass sein Azubi aus eigenem Antrieb handelt, um Selbsterfüllung zu gelangen. Die Führungsaufgabe besteht hierbei, diesen Azubi an der Zielbildung zu beteiligen und seine hohe Identifikation mit den Arbeitsaufgaben so zu lassen wie sie ist. Der kooperative Führungsstil scheint sich hier gut zu eignen. Allerdings muss man aufpassen, denn eine Motivation von außen wirkt kontraproduktiv. Besser ist es die langfristige Entwicklung des Azubis zu fördern. Folgende Fragen können dabei helfen:

  • Nehmen Sie Fragen Ihres Auszubildenden als Zeichen des Interesses ernst?
  • Lassen Sie auch die Meinung Ihres Auszubildenden gelten?
  • Entwickeln Ihre Auszubildenden Projektaufgaben selbstständig?
  • Lassen Sie Arbeiten eigenverantwortlich durch den Azubi ausführen?
  • Geben Sie genügend Raum für Selbstständigkeit und Eigeninitiative?
  • Beurteilen Sie die Leistungen offen und lassen auch eine Diskussion darüber zu?
  • Kennt mein Azubi die Ausbildungsplanung und wird er daran beteiligt?
  • Kann sich mein Azubi durch seine Ausbildung auch persönlich weiterentwickeln?
  • Lassen Sie Ihren Azubi übertragene Aufgaben und Arbeiten eigenverantwortlich ausführen?
  • Macht die Ausbildung Ihrem Azubi Spaß und versteht er sich gut mit den Kollegen?
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