Wie bereite ich den Azubi auf die Abschlussprüfung vor?
Katharina: Bei der Vorbereitung auf eine Abschlussprüfung kann man schon gehörig in Stress kommen, wenn man es nicht richtig anstellt. Wie kann denn ein Ausbilder den Azubi dabei unterstützen?
Marcel: Muss man denn als Ausbilder hier nicht von vornherein die Rahmenbedingungen schaffen, die dem Azubi Sicherheit geben und eventuelle Prüfungsängste nehmen?
Andreas: Ja, klar. Das sollte man auf jeden Fall. Prüfungssituationen verlieren an Bedrohlichkeit, wenn sie regelmäßig in den Alltag von Auszubildenden eingebaut werden
Silke: Soll das jetzt heißen, dass man als Ausbilder seinen Azubi mit Prüfungsaufgaben zuschütten soll, so dass dieser, irgendwann mal, resistent gegen Prüfungsstress wird?
Andreas: Na, das wäre je eher kontraproduktiv. Vielmehr geht es darum, dass sich der Azubi geplant und vertiefend mit den Prüfungsthemen beschäftig, um mit der Zeit zu lernen, wie man unkalkulierbare Situation bewältigen kann.
Katharina: Und wie sollte man das anstellen?
Andreas: Da gibt es ein paar wichtige Regeln und Schritte, mit denen man als Ausbilder und Azubi ganz gut klarkommt.
Katharina: Und welche sind das?
Woran orientiere ich mich als Ausbilder?
Andreas: Indem man zuerst die Rahmendaten bekannt gibt. Zum Beispiel den genauen Prüfungstermin, die zur Verfügung stehende Zeit zum Schreiben der schriftlichen Prüfung. Wo genau die Prüfung stattfindet. Also der Raum und die voraussichtliche Sitzordnung. Die Hilfsmittel, die der Azubi zur Verfügung hat. Es gibt ja nicht umsonst die Hilfsmittelliste für die Abschlussprüfungen in den Berufen.
Silke: Was könnten das für Hilfsmittel sein?
Andreas: In kaufmännischen Berufen meist einen Taschenrechner, Gesetzestexte und natürlich, Schreibgerät und Lineal.
Marcel: Ja, und in technischen Berufen sind oftmals Formelsammlungen erlaubt. Aber woher weiß ich denn als Ausbilder, welche Prüfungsfragen nun genau auf den Azubi zukommen könnten?
Katharina: In der jeweiligen Ausbildungsordnung des Berufes sind ja die Prüfungsanforderungen genauestens festgelegt. Also, welche Themen geprüft werden. Wie lange die schriftlichen Prüfungsklausuren gehen. Also, 60, 90, 120 oder 150 Minuten. Und sogar welche Prüfungsklausuren wie gewichtet werden. Zum Beispiel, Wirtschafts- und Sozialkunde mit 20%, kaufmännisches Rechnen mit 25%, und so weiter. Je nach Berufsfeld.
Silke: Ja, und außerdem gibt es die Prüfungssätze vorangegangener Abschlussprüfungen, die ein halbes Jahr nach der jeweiligen Prüfung beim DIHK-Verlag gekauft werden können.
Marcel: Diese Prüfungssätze kann man seinem Azubi zum Üben geben, damit er lernt, die entsprechenden Bereiche abzugrenzen und wie man auf die unmittelbare Aufgabenstellung eingehen kann.
Katharina: Ja, allein dadurch kann ein vertiefendes Lernen erreicht werden. Aber was ist zum Beispiel, wenn mein Azubi die Aufgabenstellungen in den Prüfungsfragen nicht versteht und sich überfordert fühlt?
Wie unterstütze ich meinen Azubi richtig?
Andreas: Dann sollte man auf jeden Fall über die Form der Prüfung sprechen. Sind gebundene oder ungebundene Antwortmöglichkeiten gefordert. Gibt es vorgegebene Arbeitsblätter für die Lösungsskizzen. Und vor allem, sollte man auch mal eine Beispielaufgabe mit dem Azubi gemeinsam bearbeiten, damit er die Herangehensweise sieht und wie man zu einer Lösung kommt.
Silke: Aber als Ausbilder habe ich ja zum einen noch andere Azubis, um die mich kümmern muss. Von meinen Aufgaben als Fachkraft ganz zu schweigen.
Andreas: Seinen Azubi auf die Abschlussprüfung vorzubereiten zählt eindeutig mit zu den Aufgaben eines Ausbilders. Denn schließlich will man ja, dass der Azubi die Prüfung besteht und dann endlich als vollwertige Fachkraft eigene Projekte ausführen kann.
Marcel: Sehe ich auch so. Ich möchte nicht in deiner Haut stecken, wenn man dich dafür verantwortlich macht, dass der Azubi seine Ausbildung verlängern muss, weil man als Ausbilder sein Zeit- und Selbstmanagement nicht im Griff hat.
Andreas: Was von Anfang an hilft, ist gemeinsam mit dem Azubi einen Lernplan für die Prüfungsvorbereitung auszuarbeiten. Mit Lernzielkontrollen und Zeit für Rückfragen durch den Azubi.
Katharina: Ja, so werden Leistungsmessungen zu einer Selbstverständlichkeit und Prüfungssituationen verlieren an Bedrohlichkeit.
Zusammenfassung
Silke: Können wir mal zusammenfassen, wie ich den Azubi auf die Abschlussprüfung vorbereiten kann?
Andreas: Wir hatten:
- Die Bekanntgabe des Prüfungstermines und der Bearbeitungszeit
- Die Hilfsmittel, die der Azubi in der Prüfung zur Verfügung hat
- Die Struktur der Abschlussprüfung, also Inhalte und Gewichtung bekannt geben
- Aufgabenstellungen aus Prüfungssätzen gemeinsam mit Azubi bearbeiten
- Einen Lernplan mit Lernzielkontrollen für den Azubi ausarbeiten
Marcel: Und für die praktische Prüfung hilft aus meiner Sicht eine Prüfungssimulation für, zum Beispiel, das Fachgespräch mit den Prüfern.
Katharina: Genau, denn das ist ja für viele Prüflinge unkalkulierbar.
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