Prüfungsaufgaben, aber welche?
Marcel: Ich dachte, es gibt immer nur die grobe Entscheidung zwischen schriftlichen und praktischen Prüfungen bei der IHK.
Silke: Na, ganz so einfach kann man es nicht machen. Denn bei den praktischen Prüfungen gibt es ja häufig einen aktiven Teil, bei dem der Prüfling etwas präsentieren oder zeigen muss und dann noch das Fachgespräch.
Welche praktischen Prüfungsaufgaben in der Berufsausbildung gibt es noch?
Marcel: Ja, stimmt. Die Präsentation ist schon sehr klar. Da geht ja darum, einen Sachverhalt und berufliche Zusammenhänge darzustellen. Aber welche praktischen Prüfungsaufgaben in der Berufsausbildung gibt es noch?
Andreas: Zum Beispiel ein Prüfungsstück, was hergestellt werden muss. Das kann ein Metall- oder Holzerzeugnis sein. Das kann auch ein Computerprogramm, ein Marketingkonzept oder eine Projektdokumentation oder sogar eine technische Zeichnung sein. Kommt immer auf den jeweiligen Beruf an.
Silke: In den jeweiligen Ausbildungsordnungen sind ja auch die Prüfungsanforderungen der Zwischen- und Abschlussprüfungen genau definiert. Dabei geht es natürlich auch um die praktischen Prüfungen.
Marcel: Und, neben dem Prüfungsstück, gibt es noch andere?
Zum Beispiel eine Arbeitsprobe
Andreas: Ja, zum Beispiel eine Arbeitsprobe. Dabei erhält der Prüfling die Aufgabe, eine einzelne berufstypische Tätigkeit durchzuführen. Dabei kann es sich, zum Beispiel, um eine Dienstleistung handeln oder eine Instandhaltung. Bei den Dienstleistungen fallen mir sofort die Floristen ein. Denn die müssen zur Abschlussprüfung eine Arbeitsprobe ablegen.
Was ist ein betrieblicher Auftrag?
Silke: Dann habe ich mal was gehört von einem betrieblichen Auftrag. Was hat es dann damit auf sich?
Andreas: Der betriebliche Auftrag wird vom Betrieb vorgeschlagen, vom Prüfungsausschuss genehmigt und im Betrieb bzw. beim Kunden durchgeführt. Die Auftragsdurchführung wird vom Prüfling in Form praxisbezogener Unterlagen dokumentiert und später im Rahmen eines Fachgesprächs erläutert.
Marcel: Ah, dann wird der betriebliche Auftrag also im Unternehmen und außerhalb der Kammer durchgeführt.
Andreas: Bis auf das Fachgespräch, ja. Neben dem betrieblichen Auftrag gibt es aber noch eine einfache Arbeitsaufgabe als praktische Prüfung. Dabei geht es auch um die Durchführung einer komplexen berufstypischen Aufgabe. Bewertet werden dann am Ende die Vorgehensweise und das Arbeitsergebnis.
Gibt es auch Beispiele?
Silke: Kannst du bitte mal ein Praxisbeispiel für eine Arbeitsproben geben? Du hattest ja vorhin von Floristen gesprochen.
Andreas: Ja, klar. Für eine Arbeitsprobe werden zum Beispiel ca. 40 Minuten bis zu 3 Stunden Zeit veranschlagt. Der angehende Florist muss aus zwei Aufgabenstellungen eine auswählen.
Marcel: Und, was können das für Aufgabenstellungen bei den Floristen sein?
Andreas: Häufig ist das die Herstellung eines Blumenschmucks. Das kann zum Beispiel ein Hochzeitsschmuck, Trauerschmuck, Raumschmuck oder Tischschmuck sein. Dann kann es noch Aufgaben geben, wie die Bepflanzung eines Gefäßes, das Stecken einer Gefäßfüllung oder das Binden eines Straußes.
Silke: Klingt interessant. Hast du auch ein praktisches Beispiel für einen betrieblichen Auftrag?
Andreas: Ja, zum Beispiel bei einem Anlagenmechaniker. Bei einem betrieblichen Auftrag kann es um die Erneuerung einer schadhaften Edelstahl Rohrleitung gehen. Für die Auftragsplanung könnte man sogar 8 Stunden einplanen, für die Auftragsdurchführung ca. 10 Stunden und für die Auftragskontrolle ca. 3 Stunden.
Welche Arten von Fachgesprächen gibt es?
Marcel: Das hört sich ja sehr umfangreich an. Was ist denn jetzt, wenn ein Prüfling, zum Beispiel, eine Präsentation, ein Auftrag, ein Kundengespräch oder ein Prüfungsstück erstellt hat. Wie geht es dann weiter mit dem Fachgespräch?
Andreas: Es gibt drei Arten von Fachgesprächen. Einmal das fallbezogene Fachgespräch, dann das auftragsbezogene Fachgespräch und dann das situative Fachgespräch.
Silke: Und, welches Fachgespräch kommt dann zur Anwendung?
Andreas: Beim fallbezogenen Fachgespräch werden Fachfragen und Sachverhalte zu einer praxisbezogenen Aufgabe des Prüflings erörtert. Der Prüfling hat hier die Möglichkeit, sich anhand von Unterlagen vorzubereiten und diese auch während des Fachgesprächs zu nutzen.
Marcel: Und wie funktioniert das mit dem auftragsbezogenen Fachgespräch?
Andreas: Das auftragsbezogene Fachgespräch bezieht sich auf einen durchgeführten betrieblichen Auftrag oder ein Erstellungsstück oder sogar eine durchgeführte Arbeitsprobe. Es werden Vorgehensweisen, Probleme, Lösungen und Sachverhalte erörtert.
Silke: Und beim situativen Fachgespräch?
Andreas: Das bezieht sich auf die Situation während der Durchführung einer Arbeitsaufgabe oder eine Arbeitsprobe. Es findet also während der Durchführung statt und kann in mehreren Gesprächsphasen durchgeführt werden.
Und wie ist die Gesprächsführung bei Fachgespräch?
Marcel: Und wie kann grundsätzlich die Gesprächsführung bei einem Fachgespräch aussehen?
Andreas: Im ersten Schritt geben die Prüfer den Ablauf des Fachgesprächs bekannt und stellen sich selbst vor. Im zweiten Schritt wird dem Prüfling die Möglichkeit gegeben, seine Arbeitsaufgabe vorzustellen und welche Hilfsmittel er verwendet hat. Dabei lässt man den Prüfling erst noch ausreden. Dann im dritten Schritt geht man detailliert auf fachliche Aspekte ein und stellt Fragen. Zum Beispiel: Was ist gut gelungen oder was ist weniger gut gelungen? Gab es Probleme und wie wurden diese gelöst? Warum wurde dieser Lösungsweg gewählt? Was würde der Prüfling bei einem erneuten Auftrag anders machen? Im vierten Schritt geht es dann um die Beendigung und Abschluss des Fachgespräches nach der Erreichung der Zeitvorgabe.
Silke: Ja, das klingt sehr plausibel und gut nachvollziehbar.
Video: Welche Arten von praktischen Prüfungsaufgaben gibt es?
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