Welche Arten der Verbundausbildung gibt es?

Hallo an alle Berufs- und Weiterbildungspädagogen. Im Themenfeld: „Verbundausbildung“ gehen wir heute der Frage auf den Grund: Welche Arten der Verbundausbildung gibt es? Wir schauen uns die einzelnen Arten der Verbundausbildung etwas genauer an und klären mit wem der Azubi dann seinen Berufsausbildungsvertrag abschließt.

Arten Verbundausbildung

Was haben die Arten der Verbundausbildung mit Geschäftsprozesse zu tun?

Katharina: Letztens hatten wir ja die 6 Planungsschritte für eine geschäftsprozessorientierte Ausbildung besprochen. Und wir hatten eine Deckungsanalyse zwischen dem Ausbildungsrahmenplan und den betrieblichen Geschäftsprozessen. Wenn nun der Ausbildungsbetrieb nicht alle Inhalte aus dem gesetzlich vorgeschriebenen Ausbildungsrahmenplan vermitteln kann, dann kann er ja auch eine Kooperation eingehen, also im Verbund mit anderen Ausbildungsbetrieben ausbilden.

Marcel: Diese Möglichkeit basiert doch auf Paragraf 27 BBiG. Demnach ist eine Ausbildungsstätte auch dann geeignet, wenn Ausbildungsmaßnahmen auch außerhalb des Ausbildungsbetriebes vermittelt werden können.

Silke: Logisch, denn gerade stark spezialisierte Betriebe können oft nicht alle Ausbildungsinhalte vermitteln. Und wollen diese Betriebe dennoch ausbilden, dann können sich mehrere Unternehmen zu einem Ausbildungsverbund zusammenschließen.

 

Welche Formen der Verbundausbildung haben sich bewährt?

Katharina: Und, welche Formen der Verbundausbildung haben sich in der Praxis bewährt?

Andreas: Da gibt es vier.
1. Die Auftragsausbildung
2. Der Leitbetrieb mit Partnern
3. Ein Ausbildungskonsortium und
4. Ein Ausbildungsverein

Marcel: Und wird eine Verbundausbildung im Berufsausbildungsvertrag festgehalten?

Andreas: Ja, genau. Im Berufsausbildungsvertrag gibt es ein Feld für Maßnahmen außerhalb der Ausbildungsstätte. Und wenn ein Unternehmen eine Verbundausbildung durchführt, dann muss da rein, bei welchem Verbundunternehmen bestimmte Teile der Ausbildung stattfinden.

 

Wie kommen die Kooperationspartner zusammen?

Silke: Und wie kommen die Unternehmen, die am Ende eine Verbundausbildung bilden, zusammen?

Andreas: Unterstützt wird die Suche nach Kooperationspartnern von den Kammern, also der IHK zum Beispiel. Außerdem werden Ausbildungsverbünde in den meisten Bundesländern finanziell gefördert.

Katharina: Wie kann man sich denn jetzt die Auftragsausbildung vorstellen?

Andreas: Wenn wir jetzt, zum Beispiel, einen kleinen Betrieb im Metallbau haben und dieser Betrieb möchte zum ersten Mal Industriemechaniker ausbilden. Das Problem ist aber, die fehlende Lehrwerkstatt für die Grundlagenausbildung im ersten Ausbildungsjahr. Dann macht es Sinn, einen großen Ausbildungsbetrieb, der eine Lehrwerkstatt hat, mit der Grundlagenausbildung für seinen Azubi zu beauftragen.

Katharina: Ach, und dann schließen beide Betriebe einen Vertrag?

 

Was ist beim Kooperationsvertrag wichtig?

Andreas: Ja, ein Kooperationsvertrag ist hier sehr wichtig. Denn es muss schließlich die Kostenfrage geklärt werden. Der kleine Betrieb muss den großen Betrieb natürlich dafür bezahlen, dass er seinen Azubi in den Grundlagen ausbildet.

Marcel: Und mit wem schließt jetzt der Azubi seinen Ausbildungsvertrag ab?

Andreas: Mit dem kleinen Betrieb natürlich. Weil dieser nach der Grundlagenausbildung in der Lehrwerkstatt des größeren Betriebes, die meiste Zeit den Azubi bei sich ausbildet.

 

Was macht der Leitbetrieb?

Silke: OK, und was hat das mit dem Leitbetrieb mit Partnern auf sich?

Andreas: Hier schließt das Unternehmen Kooperationsverträge mit einzelnen Partnerbetrieben ab, die dann die Vermittlung der fehlenden Ausbildungsinhalte übernehmen. Das Unternehmen ist allerdings der Leitbetrieb.

Marcel: Ach und mit diesem Leitbetrieb schließt der Azubi bestimmt seinen Ausbildungsvertrag ab und erhält dann von diesem seine Ausbildungsvergütung.

Andreas: Genau. Die Partnerbetriebe tragen die Kosten für das Ausbildungspersonal und die Sachmittel, und die gesamte Ausbildung wird vom Leitbetrieb organisiert. Als Rechtsform kommen hier häufig eine GbR oder eine GmbH in Frage.

 

Was ist ein Ausbildungskonsortium?

Katharina: Und das Ausbildungskonsortium? Auch hier rotiert doch der Azubi zwischen den einzelnen Betrieben.

Andreas: Ja, das erscheint etwas verwirrend, weil auch beim Ausbildungskonsortium sich mehrere Unternehmen zu einer Ausbildungsgemeinschaft zusammenschließen. Allerdings regeln die Betriebe den Austausch des Azubis flexibel. Somit beschränkt sich der bürokratische Aufwand auf ein Minimum.

Silke: Und dann schließt hier der Azubi auch wieder mit einem Betrieb seinen Berufsausbildungsvertrag?

Andreas: Ja, genau. Mit dem sogenannten Stammbetrieb, der die Ausbildungsvergütung an den Azubi zahlt. Die Rechtsform ist hier in der Regel keine GmbH. Es handelt sich hierbei mehr um eine Arbeitsgemeinschaft, eine Arge also. Oder anders gesagt, auch eine GbR.

 

Was passiert beim Ausbildungsverein?

Marcel: Und als vierte Form der Verbundausbildung hatten wir ja den Ausbildungsverein. Wie ist das geregelt?

Andreas: Hier schließt der Ausbildungsverein den Berufsausbildungsvertrag mit dem Azubi.

Katharina: Ist denn damit ein eingetragener Verein gemeint?

Andreas: In den meisten Fällen schon. Der Klassiker aus dem Vereinsrecht. Mindestens sieben Mitglieder und die Eintragung in das Vereinsregister beim Amtsgericht. Die Betriebe, die sich dem Verein anschließen, sind dann die Mitglieder.

Silke: Dann zahlen die Mitgliedsbetriebe einen Mitgliedsbeitrag, und dafür sind sie dann im Ausbildungsverbund mit drin?

Andreas: Ja, so kann man sich das vorstellen. Da ein eingetragener Ausbildungsverein förderfähig ist, kommen die finanziellen Mittel aus öffentlichen Fördertöpfen. Das hat den Vorteil, dass besonders sozial schwache oder junge Menschen mit Lernbeeinträchtigungen im Ausbildungsverein ausgebildet werden, anstatt gar keine Ausbildung anzutreten.

Marcel: Und, werden diese Azubis dann auch in den Mitgliedsbetrieben ausgebildet?

Andreas: Ja, das ist ja der Vorteil. So kann ein Mitgliedsbetrieb, der allein nicht in der Lage ist auszubilden, ganz bestimmte Inhalte in seinem kleinen Betrieb ausbilden und versuchen, den Azubi als zukünftige Fachkraft zu gewinnen.

Katharina: Und, wenn sich mehrere Mitgliedsbetriebe ein und denselben Azubi gerne als Fachkraft übernehmen wollen?

Andreas: Beim Ausbildungsverein ist das meistens über die Höhe der Mitgliedsbeiträge geregelt. Der Betrieb mit dem höheren Mitgliedsbeitrag erhält in der Regel als erster die Möglichkeit den Azubi zu übernehmen.

 

Es gibt also vier Arten der Verbundausbildung

Silke: Naja, hört sich etwas gewöhnungsbedürftig an. Ich fasse mal zusammen. Bei einer Verbundausbildung gibt es also folgende vier Arten:

  1. Die Auftragsausbildung
    2. Der Leitbetrieb mit Partnern
    3. Ein Ausbildungskonsortium und
    4. Ein Ausbildungsverein

Andreas: Perfekt.

 

Video: Welche Arten der Verbundausbildung gibt es?

 

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