Was ist eine Wissensbilanz und wie ist diese aufgebaut?

Hallo an alle Berufs- und Weiterbildungspädagogen. Im Themenfeld: „Qualitätssicherung in der Ausbildung“ gehen wir heute der Frage auf den Grund: Was ist eine Wissensbilanz und wie ist diese aufgebaut? Wir beleuchten die drei Bausteine der Wissensbilanz, also das Human- Struktur- und Beziehungskapital etwas näher.

Wissensbilanz

Wissensbilanz und Bilanz? Wo ist der Unterschied?

Katharina: Eine klassische Bilanz ist die Gegenüberstellung des Vermögens des Unternehmens, also die Aktiva auf der einen Seite und die Schulden eines Unternehmens, die Passiva, auf der anderen Seite.

Marcel: Genau, das ist doch das Herzstück der doppelten Buchführung und wird dem Thema Finanzen innerhalb eines Unternehmens zugeordnet.

Silke: Ja, und was ist jetzt eine Wissensbilanz?

Andreas: Die Wissensbilanz ist auch ein Controllingsinstrument. Allerdings geht es dabei um das Management des intellektuellen Kapitals eines Unternehmens.

Katharina: Man will hier also das Wissen der Mitarbeiter messbar machen?

Andreas: Ja, genau. Denn man hat festgestellt, dass Unternehmen, deren Mitarbeiter im Durchschnitt höher qualifiziert sind, wesentlich erfolgreicher sind als Unternehmen, bei denen die Mitarbeiter einen geringen Qualifikationsgrad aufweisen.

 

Ist die Wissensbilanz ein Management Tool?

Marcel: Also ist eine Wissensbilanz auch ein Management Tool, um den geschäftlichen Erfolg eines Unternehmens zu steuern?

Andreas: Ja, auf der einen Seite dient die Wissensbilanz als internes Managementinstrument. Es geht darum Schwachstellen und Potenziale aufzudecken, um den Geschäftserfolg zu maximieren.

Silke: Und gibt es auch ein externes Anliegen bei der Wissensbilanz?

Andreas: Ja, zum Beispiel kann die Wissensbilanz in einem Bankengespräch genutzt werden, um den Firmen-Kundenberater der Bank über die zukünftigen Potenziale des Unternehmens aktiv zu informieren. Ziel ist es, das Innovationspotenzial des Unternehmens transparent zu machen, um Finanzierungen zu generieren.

 

Und wie analysiere ich das intellektuelle Kapital?

Katharina: Und wenn es bei der Wissensbilanz um das intellektuelle Kapital im Unternehmen geht. Wie analysiere ich das ganze?

Andreas: Bei der Analyse des intellektuellen Kapitals gibt es drei verschiedene Formen.

  1. Das Humankapital
  2. das Strukturkapital und
  3. das Beziehungskapital

Marcel: OK, das musst du uns mal näher erklären.

 

Das Humankapital

Andreas: Humankapital ist der Oberbegriff für Kompetenzen, Fertigkeiten und Verhaltensweisen der einzelnen Mitarbeiter. Also: Was müssen die Mitarbeiter bei einer Neueinstellung unbedingt mitbringen? Und: Was müssen unsere Mitarbeiter bei uns lernen?

Silke: Dann geht es also hier um die Auflistung von Fachkompetenzen und Schlüsselqualifikationen aller Mitarbeiter?

Andreas: Ja, so kann man, zum Beispiel, die Fachkräftepotenziale oder das fachliche Know-how in Kennzahlen sichtbar machen.

Silke: Klingt interessant. Kannst du ein Beispiel machen?

Andreas: Bei den Fachkräftepotenzialen kann man zum Beispiel die Ausbildungsquote in Prozent ermitteln. Liegt die Ausbildungsquote in einem Unternehmen zum Beispiel in diesem Jahr bei 6 %, so kann man sich als Ziel setzen, diese innerhalb eines Jahres um 2 % zu erhöhen.

Katharina: Dann kämen als Maßnahmen sicherlich eine Externen-Prüfung für die Mitarbeiter infrage, die zwar Berufserfahrung haben, jedoch noch keinen Berufsabschluss.

Andreas: Ja, und das würde das Humankapital im Unternehmen erhöhen.

Marcel: Und hast du auch ein Beispiel, um das fachliche Know-how der Mitarbeiter in Kennzahlen sichtbar zu machen?

Andreas: Hier kann man die Anzahl der Fortbildungstage der Mitarbeiter im Jahr erhöhen oder man misst die Anzahl der bestandenen Fortbildungsprüfungen, wie zum Beispiel Fachwirt- oder Meisterabschlüsse.

Silke: Ok, das mit dem Humankapital ist nachvollziehbar. Wie erklärt sich das Strukturkapital?

 

Das Strukturkapital

Andreas: Beim Strukturkapital stellt man sich die Fragen: Wie werden Wissen und Erfahrungen der Mitarbeiter untereinander geteilt? Oder: Welche IT-Strukturen nutzen wir, um produktiv und innovativ zu sein?

Katharina: Dann geht es beim Strukturkapital sicherlich auch um Führungsinstrumente, Unternehmenskultur und eine gezielte Informationstechnik.

Andreas: Ja, genau. So kann man die Anzahl der eingesetzten Führungsinstrumente, die Anzahl der Führungskräftemeetings oder die Anzahl der Mitarbeitergespräche innerhalb eines Jahres erhöhen.

Silke: Und, mit welchen Kennzahlen kann man die Unternehmenskultur sichtbar machen?

Andreas: Zum Beispiel eine Teilnahmequote bei Mitarbeiterbefragungen. Man könnte eine Note vergeben bei Mitarbeiterbefragungen zum Thema „Mitarbeiterzufriedenheit“.

Marcel: Ich könnte mir auch vorstellen, dass es bei der Informationstechnik um die Anzahl der Home-Arbeitsplätze mit voll ausgestatteter Hard- und Software geht.

Andreas: Ja, das hört sich gut an. In diesem Zusammenhang kann man auch gleich die Zugriffe auf Wissensdatenbanken evaluieren. Damit hat man eine Übersicht wie intensiv das Wissen genutzt wird.

Katharina: Humankapital und Strukturkapital. Das waren die ersten zwei. Was aber hat es mit dem Beziehungskapital auf sich?

 

Das Beziehungskapital

Andreas: Beziehungskapital ist der Oberbegriff für alle Beziehungen zu externen Personen und Unternehmen, die in der Geschäftstätigkeit genutzt werden.

Marcel: Da geht es doch bestimmt auch um die Kunden, denn die bringen ja den Umsatz.

Andreas: Es geht aber auch darum, woher das notwendige Kapital kommt und mit wem ein Unternehmen kooperiert.

Silke: Da wird ja das Wissen immer mit anderen geteilt und damit können bestimmte Personengruppen den Geschäftserfolg im Unternehmen unterstützen, aber auch behindern.

Katharina: Was im Beziehungskapital kann man denn in Kennzahlen sichtbar machen?

Andreas: Wenn wir uns die Beziehung zu den Kunden ansehen, dann auf jeden Fall die Anzahl der Neu- und Stammkunden. Die Kundenzufriedenheit, aber auch die Kunden-Reklamationen in Prozent.

Katharina: Ja, daraus lassen sich auf jeden Fall Ziele und Maßnahmen ableiten. Welche Kennzahlen kämen für Kooperationspartner infrage?

Andreas: Zum Beispiel die Anzahl der offiziellen Mitgliedschaften in Vereinen oder Verbänden. Oder auch die Anzahl der offiziellen Treffen und der Projekte mit den Kooperationspartnern.

Marcel: Ich fasse das bisherige mal zusammen. Die Wissensbilanz beinhaltet drei Bausteine. Das Humankapital, das Strukturkapital und das Beziehungskapital.

Beim Humankapital geht es um die Fachkompetenzen und die Schlüsselqualifikationen der Mitarbeiter. Beim Strukturkapital geht es um Führungsinstrumente, Unternehmenskultur und Informationstechnik. Und beim Beziehungskapital geht es um Kunden und Lieferantenbeziehungen, Kooperationspartner und den Beziehungen zu Kapitalgebern.

Andreas: Sehr gut auf den Punkt gebracht. Und am Ende gibt es für das Human-, Struktur- und Beziehungskapital ganz spezifische Kennzahlen, um den aktuellen Erfolg im Unternehmen zu messen und daraus Ziele und Maßnahmen abzuleiten.

 

Video: Was ist eine Wissensbilanz und wie ist diese aufgebaut?

 

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