Was beinhaltet das qualifizierte Ausbildungszeugnis?

In der schriftlichen AEVO Prüfung werden immer wieder Fragen zum Thema Ausbildungszeugnis, im Sinne eines qualifizierten Arbeitszeugnisses, gestellt. In diesem Video beleuchten wir diese Thematik etwas näher, so dass man mehr Durchblick in das Thema: Ausbildungszeugnisse bekommt.

Ausbildungszeugnis

Ist das Ausbildungszeugnis das einzige Zeugnis für den Azubi?

Silke: Welche Zeugnisse gibt es denn grundsätzlich für den Azubi?

Andreas: Wir haben hier drei verschiedene. Erstens: das Zeugnis der Berufsschule, zweitens: das Zeugnis der Kammer über die bestandene Abschlussprüfung und drittens: das Zeugnis des Ausbildungsbetriebes.

Bianca: Ist mit dem Zeugnis des Ausbildungsbetriebes ein sogenanntes Arbeitszeugnis gemeint?

Andreas: Ja, genau das ist damit gemeint.

Marcel: Und, hat man als Azubi, genau wie die anderen Angestellten, einen Rechtsanspruch auf ein Arbeitszeugnis?

Andreas: Na, als Angestellter gilt ja dieser Rechtsanspruch auf ein Arbeitszeugnis des Arbeitgebers nur, wenn du als Arbeitnehmer dieses schriftlich verlangst.

Bianca: Und wenn ich es nicht schriftlich verlange und es trotzdem haben möchte?

Andreas: Dann hast du als Angestellter auch keinen Rechtsanspruch darauf. Beim Azubi sieht das etwas anders aus.

 

Hat jeder Azubi ein Anspruch auf ein Ausbildungszeugnis?

Silke: Ach ja? Wie ist das denn bei Azubis geregelt?

Andreas: Im Paragraf 16 Berufsbildungsgesetz ist geregelt, dass mit Beendigung der Ausbildung der Ausbilder ohne Aufforderung ein Arbeitszeugnis ausstellen muss.

Marcel: Dann bekommt der Azubi also automatisch ein Arbeitszeugnis, ohne dass er es schriftlich beantragen muss.

Andreas: Zu mindestens ein einfaches Arbeitszeugnis.

Silke: Meinst du mit einem einfachen Arbeitszeugnis, in dem nur der Name, die Ausbildungsdauer, die Firmenbeschreibung und die Ausbildungsinhalte drinstehen?

Andreas: Ja, genau. Vom Prinzip her wird in diesem einfachen Arbeitszeugnis nur bestätigt, dass der Azubi seine Ausbildung im Unternehmen absolviert hat.

 

Wenn der Azubi nun ein qualifiziertes Arbeitszeugnis haben will?

Bianca: Und wenn der Azubi nun ein qualifiziertes Arbeitszeugnis haben will, hat er doch auch einen Rechtsanspruch darauf, oder?

Andreas: Wenn er es schriftlich verlangt, auf jeden Fall. Für das qualifizierte Ausbildungszeugnis gilt das gleiche, wie bei einem Angestellten. Der Azubi hat nur dann einen Rechtsanspruch darauf, wenn er es schriftlich beim Ausbildungsbetrieb verlangt

Silke: Und, wie lange hat jetzt der Ausbildungsbetrieb Zeit das Ausbildungszeugnis zu erstellen?

Andreas: Der Gesetzgeber, also das Bürgerliche Gesetzbuch und das Berufsbildungsgesetz, sieht hier zwei Wochen als völlig normal an.

 

Und was beinhaltet nun alles ein qualifiziertes Ausbildungszeugnis?

Andreas: Auf jeden Fall genau die gleichen Grundlagen wie im einfachen Arbeitszeugnis. Also der Ausbildungsberuf, der Name, das Geburtsdatum, die Ausbildungsdauer, die Firmenbeschreibung, die Ausbildungsinhalte und die Unterschrift des Zeugnisausstellers.

Bianca: Und, was kommt noch hinzu?

Andreas: Zunächst die Leistungsbeurteilung. Da haben wir häufig sechs Elemente und eine Bewertung nach Noten.

Marcel: Na, dann erklär uns doch erst mal die sechs Elemente.

Andreas:
1. Die Ausbildungsbereitschaft, das bedeutet der Leistungswille, das Engagement und das gezeigte Interesse.

2. Die Ausbildungsbefähigung, das meint die Auffassungsgabe, die Belastbarkeit oder auch die Geschicklichkeit.

3. Die erworbenen Fertigkeiten und Kenntnisse, die finden wir ja auch in der entsprechenden Ausbildungsordnung des Ausbildungsberufes.

4. Die Lern- und Arbeitsweise, wie zum Beispiel die Selbstständigkeit, die Sorgfalt, die Zuverlässigkeit oder den Fleiß.

5. Den Arbeitserfolg, das bedeutet die Arbeitsmenge und die Arbeitsqualität, aber auch die Einhaltung von Terminen.

Und 6. besondere Leistungen. Das kann die vorzeitige Zulassung zur Prüfung sein oder sogar der oder die Prüfungsbeste im Jahrgang.

Silke: Das ist ja sehr umfangreich. Wenn ich Ausbilderin bin, muss ich das alles wissen?

Andreas: Für die AEVO Prüfung ist das Wissen schon wichtig. In der Praxis nutzt man Textbausteine und Programme zur Vereinfachung.

 

Gibt es auch eine Bewertung nach Noten?

Bianca: Na, das beruhigt mich ja. Aber, du sagtest ja vorhin, dass es auch eine Bewertung nach Noten gibt.

Andreas: Ja, von Note 1-5 gibt es da unterschiedliche Zeugnissprachen.

Marcel: Kannst du uns mal eine gängige Bewertungsskala zeigen?

Andreas: Ja, klar.
Note eins bedeutet, stets zu unserer vollsten Zufriedenheit.
Note zwei bedeutet, zu unserer vollsten Zufriedenheit.
Note drei bedeutet, stets zu unserer vollen Zufriedenheit.
Note vier bedeutet, zu unserer Zufriedenheit
Und Note fünf bedeutet, im Wesentlichen zu unserer Zufriedenheit

Silke: Muss man sich das für die AEVO Prüfung jetzt alles merken?

Andreas: Irgendwie schon, denn es gibt hin und wieder mal Fragen zur Bewertung von Ausbildungszeugnissen. Und im Gesetz steht ja sowas nicht drin.

Bianca: Aber es geht doch noch weiter.

 

Wird neben der Leistung auch das Verhalten in einem Arbeitszeugnis bewertet?

Andreas: Ja genau. Hier muss der Passus rein: „Das Verhalten gegenüber Vorgesetzten, Kollegen und Kunden war jederzeit einwandfrei.“

Marcel: Ist denn die Reihenfolge, also Vorgesetzte, Kollegen und Kunden, egal? Ich glaub, da gab es auch noch eine Spitzfindigkeit.

Andreas: Ja, gut aufgepasst. Diese Reihenfolge muss schon stimmen, ansonsten, wenn zum Beispiel die Kollegen als erstes benannt werden, dann scheinen die Kollegen wichtiger zu sein als der Arbeitgeber, der den Mitarbeiter bezahlt.

Silke: Na, da muss ich mir meine eigenen Arbeitszeugnisse noch mal etwas genauer anschauen.

Bianca: Und, wenn jetzt der Azubi seine Prüfung nicht bestanden hat und trotzdem ein Ausbildungszeugnis haben will. Was muss dann da drinstehen?

Andreas: Normalerweise steht ja drin, dass die Prüfung bestanden wurde. Wurde die Prüfung nicht bestanden und der Azubi verlangt ein Zeugnis, dann schreibt man einfach rein: „an der Prüfung teilgenommen“.

Marcel: Na, das ist es ja auch galant.

 

Fehlt jetzt noch was beim Ausbildungszeugnis?

Andreas: Der Beendigungsgrund und die Schlussformel. Der Beendigungsgrund ist zum Beispiel bei einer fristlosen Kündigung, bei der ordnungsgemäßen Kündigung durch den Azubi oder einem Aufhebungsvertrag notwendig.

Bianca: Und, was schreibt man da rein?

Andreas: Ganz neutral: „Der oder die Auszubildende scheidet mit dem heutigen Tage aus unserem Unternehmen aus.“

Silke: Und die Schlussformel?

Andreas: Ja, da schreibt man so etwas wie: „Für den weiteren Berufs- und  Lebensweg wünschen wir alles Gute und weiterhin viel Erfolg. „

Marcel: Andreas, kannst du für uns bitte noch mal zusammenfassen, was jetzt so ein qualifiziertes Ausbildungszeugnis alles beinhalten muss?

Andreas: Klar mache ich.

  1. Die Überschrift: Ausbildungszeugnis
  2. Der Ausbildungsberuf
  3. Vorname, Name und Geburtsdatum des Azubis
  4. Die Ausbildungsdauer
  5. Die Ausbildungsinhalte inklusive Berufsschulbesuch
  6. Die Leistungsbeurteilung
  7. Aussagen über das Verhalten
  8. Das Ergebnis der Abschlussprüfung
  9. Der Beendigungsgrund
  10. Die Schlussformel
  11. Datum und Unterschrift des Zeugnisausstellers

Bianca: Puhh, das ist ja eine ganze Menge. Das muss ich erst mal verdauen.

Silke: Ja, ich schau mir das auf jeden Fall auch noch mal in Ruhe an.

 

Video: Was beinhaltet das qualifizierte Ausbildungszeugnis?

 

 

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