Warum ist der Ausbilder ein Lernprozessbegleiter für seine Azubis?
Katharina: Bei der Rolle des Ausbilders hatten wir ja letztens bereits festgestellt, dass diese sich in den letzten Jahren stark gewandelt hat: vom rein fachlichen Experten und Lehrer zum Berater, Coach, Mentor, Trainer, Motivator, Lernprozessbegleiter – oder gar Elternersatz.
Andreas: Genau, es steht nicht nur die Vermittlung von Fachwissen, sondern ebenso die Stärkung der persönlichen Entwicklung des Auszubildenden im Vordergrund.
Marcel: Also bei Wikipedia steht, dass Lernprozessbegleiter professionell geschulte Personen sind, die Menschen in individuellen Lernprozessen unterstützen.
Silke: Und das bekommt man zum Beispiel in einem Reflexionsgespräch mit seinen Azubis gut hin.
Wozu dient ein Reflexionsgespräch?
Katharina: Ja, und was soll so ein Gespräch bringen?
Silke: Der Ausbildende stellt im Reflexionsgespräch mit Auszubildenden individuellen Lernbedarf fest, entwickelt gemeinsam mit ihnen Lernziele und vereinbart Lernwege. Er ist nicht länger „Unterweiser“, sondern übernimmt in den Gesprächen die Rolle eines Begleiters beim Lernen. Er schafft die Bedingungen, dass Auszubildende selbstorganisiert und erfahrungsgeleitet lernen können.
Marcel: Dann beobachten Lernprozessbegleiter also ihre Auszubildenden im Lernprozess, lassen sie selbst Lösungen erarbeiten und unterstützen nur bei Bedarf?
Andreas: Ja, genau. Die Ausbilder lassen Fehler zu, damit Auszubildende Erfahrungen machen können, aus denen sie lernen können und besprechen die Lernerfahrungen anschließend mit den Auszubildenden.
Welche Vorgehensweise sollte ein Lernprozessbegleiter beherzigen?
Katharina: Ist das alles nicht etwas zu weichgespült? Als ich noch meine Ausbildung gemacht habe, da haben wir Azubis das gemacht, was unser Ausbilder uns gesagt hat.
Silke: Mit dem Befehls- und Gehorsamsstil kommst du aber heutzutage bei den Jugendlichen nicht weit. Sie brauchen zwar klare Arbeitsaufträge, aber wollen ganz genau wissen, warum sie das jetzt machen sollen und was sie davon haben.
Andreas: Und sie wollen sich selbst ausprobieren. Weil sie die Dinge nach ihren eigenen Vorgaben gestalten wollen.
Marcel: Ja, das kenne ich. Furchtbar. Da sagst du als Ausbilder immer das Gleiche und die Azubis machen ihr eigenes Ding. Und dann jammern sie rum, dass es nicht funktioniert.
Andreas: Ja. Und wie weit kommst du mit deiner Vorgehensweise?
Marcel: Das ist ärgerlich, weil ich das dann immer doppelt und dreifach erklären muss.
Katharina: Lass doch deine Azubis einfach mal selbst machen. Gib ihnen einen klaren Auftrag, Zeit und Materialien und dann sollen sie loslegen. Mach ein Projekt, einen Rechercheauftrag oder einen Leittext daraus.
Marcel: Macht das nicht zu viel Arbeit?
Katharina: Macht denn dein doppelt und dreifach erklären weniger Arbeit?
Marcel: Stimmt auch wieder. Ich kann es ja mal versuchen.
Silke: Ist gar nicht so einfach vom alten Rollenbild eines Ausbilders zum Lernprozessbegleiter zu wechseln.
Andreas: Obwohl, wenn ich mir die klassischen Rollen eines Ausbilders ansehe, sind die auch nicht ohne: Fachexperte, Lehrender, Erzieher, Vorbild, Vorgesetzter, Bezugsperson und Personalentwickler.
Katharina: Ja stimmt. Die haben es in sich. Kannst du nochmal auf den Punkt bringen, warum der Ausbilder heutzutage ein Lernprozessbegleiter für seine Azubis sein sollte?
Zusammenfassung
Andreas: Weil es um eine zeitgemäße Ausbildung geht, bei dem die Azubis die Freiheit zum Lernen erhalten sollen. Das bedeutet als Lernprozessbegleiter sollte man es zulassen, dass sich Azubis ausprobieren und eigene Lernerfahrungen machen. Denn, wenn man Azubis alles vorkaut, werden sie es stumpf nachmachen. Ohne Sinn und Verstand. Es geht aber darum seine Azubis in Situationen zu versetzen, in denen sie eigene Erfolgserlebnisse haben, die dann am Ende haften bleiben. Schließlich will man am Ende einer Berufsausbildung vollwertige Fachkräfte, die selbstständig Probleme erkennen und das Zeug dazu haben diese allein zu lösen.
Video: Warum ist der Ausbilder ein Lernprozessbegleiter für seine Azubis?
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