Wie ist die Qualität Aus- und Weiterbildung in vielen Fällen?
Silke: Ist es denn nicht so, dass vor allem in der betrieblichen Weiterbildung, was die Qualität angeht, häufig nur ein Evaluationsbogen zum Einsatz kommt?
Marcel: Das ist auch mein Eindruck. Vor allem, weil das Bedürfnis besteht, den Nachweis für den Erfolg einer durchgeführten Aus- oder Weiterbildung zu erbringen.
Die Kontrolle der Teilnehmerzufriedenheit mittels Fragebogen ist sehr beschränkt
Andreas: Naja, die Kontrolle der Teilnehmerzufriedenheit mittels Fragebogen ist sehr beschränkt. Denn es gibt weder eine betriebswirtschaftliche Kosten-Nutzen-Analyse noch eine Beurteilung des Transfers vom Erlernten in die Praxis.
Silke: Das sehe ich auch so, denn ein Teilnehmerbefragungsbogen bezieht sich auf eine ganz bestimmte Maßnahme und nicht auf den gesamten Personalentwicklungsprozess, der seinen Ausgangspunkt in der Potenzialanalyse hat.
Marcel: Ja, da braucht es schon eine komplexere Herangehensweise, um die Qualität nachhaltig zu sichern.
Sechs Schritte an, wie man die Qualität in der Aus- und Weiterbildung sicherstellen kann
Andreas: Wir schauen uns zum Einstieg gleich mal die sechs Schritte an, wie man die Qualität in der Aus- und Weiterbildung sicherstellen kann.
Schritt 1: Bildungsbedarfsanalyse
Im ersten Schritt geht es um die Bildungsbedarfsanalyse. Das bedeutet, wir vergleichen die Anforderungsprofile der Stellen mit den Eignungsprofilen der jeweiligen Mitarbeiter.
Silke: Ja, und die Differenz zwischen der Anforderung und der Eignung ist dann der Bildungsbedarf.
Marcel: Das ist eine gute Vorgehensweise, denn in Unternehmen habe ich es oft erlebt, dass wenn zum Ende des Jahres noch finanzielle Mittel für die Personalentwicklung zur Verfügung stehen, dass man einfach irgendwelche Seminare oder Qualifizierungen den Mitarbeitern anbietet.
Schritt 2: Die Zielbestimmung
Andreas: Das ist leider nicht so zielführend. Deswegen kommen wir zum zweiten Schritt: die Zielbestimmung. Hierbei werden aus den vorgegebenen Zielen des Unternehmens, die Ziele für die Personalentwicklung abgeleitet.
Silke: Ja, und das ist auch gleichzeitig die Zielvorgabe für die Aus- und Weiterbildung im Unternehmen.
Andreas: Als Ziele kämen zum Beispiel die Erhöhung des Qualifikationsniveaus der Mitarbeiter infrage, oder aber die Sicherstellung von Basisqualifikationen, um Kundenaufträge abzuwickeln.
Marcel: Und die finanziellen Ressourcen bzw. Ziele gehören auch dazu.
Andreas: Ja, genau hier kann es einen festgelegten Etat geben.
Silke: Was ist denn jetzt der dritte Schritt der Qualitätssicherung?
Schritt 3: Konzeption der Maßnahmen
Andreas: Im dritten Schritt geht es um die Konzeption der Maßnahmen. Also, welche Maßnahmen kommen überhaupt infrage, um die vorgegebenen Ziele zu erreichen?
Marcel: Und, wie geht es jetzt im vierten Schritt weiter?
Schritt 4: Planung der Maßnahmen
Andreas: im vierten Schritt geht es um die Planung der Maßnahmen. Das bedeutet, wann finden die Maßnahmen statt? Dabei ist auch auf sogenannte Ausfallzeiten der Mitarbeiter Rücksicht zu nehmen.
Silke: Bei der Maßnahmenplanung geht es doch sicherlich auch darum, wo die Maßnahmen stattfinden. Zum Beispiel bei einem externen Anbieter oder Inhouse.
Marcel: Zu der Planung gehört doch sicherlich auch die Kostenstruktur.
Schritt 5: Durchführung der Maßnahmen
Andreas: Das auf jeden Fall. Und es gibt noch viel mehr, was in die Planung mit reinkommt bis hin zum Projektstrukturplan. Nach der Planung der Maßnahmen kommen wir zum fünften Schritt: Das ist die Durchführung der Maßnahmen.
Silke: Können wir uns als Auftraggeber in dieser Phase zurücklehnen und zum Beispiel einen externen Anbieter einfach machen lassen?
Marcel: Na, das würde ich nicht machen. Ich würde zwischendurch schon mal meine Mitarbeiter befragen, wie die Maßnahmen so laufen. Aber auch einem externen Anbieter die Frage stellen, wie er das Niveau meiner Mitarbeiter einschätzt.
Schritt 6: Erfolgskontrolle
Andreas: Ja, auch das stellt die Qualität in der Aus- und Weiterbildung sicher. Im sechsten Schritt kommt es zu einer Erfolgskontrolle.
Silke: Da gibt es doch aber jede Menge verschiedene Ebenen, um den Erfolg einer Aus- und Weiterbildungsmaßnahme zu kontrollieren.
Andreas: Ich kenne hier fünf verschiedene Kontrollebenen.
Marcel: Ach ja, welche denn?
Andreas: 1. Das Kostencontrolling. Hier kommen zum Beispiel Kennzahlensysteme zum Einsatz. Wie zum Beispiel die Anzahl der Schulungstage pro Mitarbeiter, die Weiterbildungsquote im Betrieb oder die Weiterbildungskosten je Mitarbeiter.
- Die Teilnehmerzufriedenheit. Damit ist der Evaluationsbogen unmittelbar nach der Maßnahme gemeint.
- Der Lernerfolg: also, was haben die Teilnehmer gelernt, was sie sicher anwenden können. Ein Vorher-Nachher-Test oder die Durchführung eines Assessment Centers wäre hier möglich.
- Der Transfererfolg: also, was wird am Arbeitsplatz umgesetzt. Mitarbeitergespräche, Beobachtungen, Coaching am Arbeitsplatz und Transfer Feedbackbögen kommen hier zum Einsatz.
Und 5. Der Unternehmenserfolg: was hat die Maßnahme gebracht? Es erfolgt eine Gesamtbeurteilung der Durchführung der Personalentwicklungsmaßnahme.
Silke: Jetzt haben wir uns ja die sechs Schritte näher angesehen. Erstens Bildungsbedarfsanalyse, zweitens Zielbestimmung, drittens Konzeption der Maßnahmen, viertens Planung der Maßnahmen, fünftens Durchführung der Maßnahmen, und sechstens Erfolgskontrolle. Kann man diese Vorgehensweise nicht in das Qualitätsmanagement im Unternehmen zum Standard machen?
Andreas: Ja, das wäre eine sinnvolle Vorgehensweise. Denn daraus entsteht eine sogenannte Qualitätsstrategie, die sich später dann in einer Zertifizierung wiederfinden kann.
Marcel: Aus Erfahrung weiß ich, dass das Thema Zertifizierung sehr umfangreich ist. Deshalb schlage ich vor, dass wir das in einem nächsten Block besprechen.
Silke: Gute Idee.
Video: In 6 Schritten zur Qualität in der Aus- und Weiterbildung
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