Wer lässt sich eigentlich gerne führen?
Andreas: Bei dem Thema Führung gibt es sehr viele Ansätze. Bevor wir die transaktionale Führung näher besprechen, eine kurze Betrachtung. In Workshops mit Führungskräften habe ich oft die Frage gestellt: „Wer von Ihnen lässt sich gerne führen?“
Katharina: Und wie haben die Führungskräfte reagiert?
Andreas: Die meisten zeigten eine ablehnende Haltung.
Marcel: Typisch. Wasser predigen und Wein trinken. Das sind mir schöne Vorbilder.
Silke: Bevor wir über Führungsstile, also das Verhalten von Vorgesetzten gegenüber Mitarbeitern, reden, finde ich es sinnvoll die Frage zu beantworten: Was ist eigentlich Führung?
Was ist eigentlich Führung?
Andreas: Ich würde das wie folgt definieren. Wir haben eine Person, die führt, eine Gruppe, die geführt wird und ein Ziel. Dabei gibt es zwei Aspekte. Der erste Aspekt: Die führende Person gibt das Ziel vor. Der zweite Aspekt: Die führende Person gibt Anreize an die Gruppe, um das Ziel zu erreichen. Dabei ist die Einflussnahme der Gruppe möglich und ein Delegieren oder Integrieren der führenden Person ist auch möglich.
Katharina: Ja, das klingt in sich schlüssig. Aber was Führungsstile angeht, gibt es ja jede Menge, soweit ich weiß.
Marcel: Ich kenne die acht klassischen Führungsstile nach Kurt Lewin und Max Weber.
Welche sind die acht klassischen Führungsstile nach Kurt Lewin und Max Weber?
Silke: Welche sind das?
Marcel: Erstens, der patriarchalische Führungsstil. … eine Mischung aus Autorität und Güte.
Zweitens, der autokratische/autoritäre Führungsstil. … dabei entscheidet die Führungskraft direkt von oben herab.
Drittens, der charismatische Führungsstil. … Im Fokus steht eine einnehmende Ausstrahlung des Vorgesetzten und eine Vorbildfunktion.
Viertens, der bürokratische Führungsstil. … in Großkonzernen und Behörden erhalten Mitarbeiter nach Betriebszugehörigkeit und der Anzahl der Dienstjahre einen höheren Lohn und mehr Verantwortung.
Fünftens, der demokratische/kooperative Führungsstil. … hierbei bezieht der Chef seine Mitarbeiter direkt in seine Entscheidungen mit ein.
Sechstens, der Laissez-faire Führungsstil. … hier haben die Mitarbeiter sehr viele Freiheiten. Sie können ihre Arbeiten, Aufgaben und die persönliche Organisation selbst bestimmen.
Siebtens, der partizipative Führungsstil. … eine Kombination von dem kooperativen und autoritären Führungsstil. Die Mitarbeiter werden mit bestimmten Einschränkungen in die Entscheidungsfindung eingebunden.
Und achtens, der situative Führungsstil. … hier muss die Führungskraft je nach Situation abwägen, welcher Führungsstil gerade am besten passt.
Silke: Ist ja der Hammer.
Marcel: Ich hatte mich mal vor einiger Zeit damit intensiver beschäftigt. Fand ich ganz interessant.
Andreas: Es gibt weit über 30 verschiedene Führungsstile. Wir wollen uns heute jedoch auf die transaktionalen und transformationalen Führungsstile fokussieren.
Wo kommen der transaktionale und transformationale Führungsstil her?
Katharina: Wo kommen diese beiden Führungsstile eigentlich her? Und was steckt dahinter?
Andreas: Bei der transaktionalen Führung nach James Downton und James MacGregor Burns werden von der Führungskraft klare Ziele gesetzt. Bei Nicht Erreichen der Ziele kommt es zur Bestrafung, während es bei Erfüllen der Ziele zur Belohnung (z. B. in Form von Gehalt, Lob, Beförderung) kommt.
Katharina: Und bei der transformationalen Führung?
Andreas: Bei der transformationalen Führung geht es darum, dass der Mitarbeiter sich aus innerer Verbundenheit gegenüber dem Unternehmen und der Führungskraft für diese und dessen Ziele einsetzt anstatt nur aufgrund von externen Anreizen. Das wird erreicht durch inspirierende Motivation, idealisierter Einfluss, intellektuelle Stimulierung und individuelle Berücksichtigung.
Welche wesentlichen Unterschiede können herausgearbeitet werden?
Silke: So grundlegend habe ich das schon verstanden. Können wir mal die wesentlichen Unterschiede herausarbeiten?
Andreas: Ja, können wir. Während der transaktionale Führungsstil auf einer Austauschbeziehung basiert und sich hauptsächlich auf die Erfüllung von Aufgaben konzentriert, zielt der transformationale Führungsstil darauf ab, Mitarbeiter zu inspirieren, zu motivieren und zu entwickeln. Transformationale Führungskräfte schaffen ein Umfeld, in dem Mitarbeiter über sich hinauswachsen können, während transaktionale Führungskräfte eher auf die Erfüllung von Zielen und die Belohnung von Leistungen fokussiert sind.
In welchen Bereichen wird der transaktionalen Führungsstil eingesetzt?
Marcel: Und in welchen Bereichen setze ich zum Beispiel den transaktionalen Führungsstil ein?
Andreas: Wenn es zum Beispiel um Aufgabenorientierung geht. Transaktionale Führungskräfte konzentrieren sich hauptsächlich auf die Aufgaben und Ziele. Sie legen klare Erwartungen fest, definieren die Rollen und Verantwortlichkeiten und stellen sicher, dass die Mitarbeiter die Anforderungen erfüllen.
Katharina: Ich könnte mir auch vorstellen, dass das Belohnungssystem eine wichtige Rolle spielt.
Silke: Warum das denn?
Katharina: Weil…. Transaktionale Führungskräfte setzen auf ein Belohnungssystem, bei dem Mitarbeiter für gute Leistungen belohnt und für mangelnde Leistungen bestraft werden. Sie verwenden Anreize wie Boni, Beförderungen oder Anerkennung, um die Motivation und Leistung der Mitarbeiter zu steigern.
In welchen Bereichen wird der transformationalen Führungsstil eingesetzt?
Silke: Ah, verstehe. Und in welchen Bereichen setze ich zum Beispiel den transformationalen Führungsstil ein?
Andreas: Wenn es um Visionen geht. Transformationale Führungskräfte haben eine klare und inspirierende Vision für das Unternehmen. Sie kommunizieren diese Vision und motivieren die Mitarbeiter, sich damit zu identifizieren und sich für deren Verwirklichung einzusetzen.
Marcel: Ich denke eine Mitarbeiterorientierung steht hier im Fokus. Transformationale Führungskräfte legen Wert auf die individuellen Bedürfnisse, Stärken und Entwicklungspotenziale der Mitarbeiter. Sie ermutigen und unterstützen die persönliche und berufliche Weiterentwicklung der Mitarbeiter.
Welche Mitarbeitergruppen bevorzugen welchen Führungsstil?
Silke: Und gibt es bestimmte Gruppen von Mitarbeitern, die den transaktionalen und den transformellen Führungsstil bevorzugen?
Andreas: Ja, der transaktionale Führungsstil eignet sich für die Generation Z und der transformelle für die Generation Y.
Katharina: Ich fände es gut, wenn wir beim nächsten Mal auf die verschiedenen Generationen im Zusammenhang mit den Führungsstilen eingehen.
Marcel: Finde ich auch.
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