5 Top-Themen – Projektarbeit für Aus- und Weiterbildungspädagogen

In diesem Video geht es um die 5 Top-Themen für die Projektarbeit als Aus- u. Weiterbildungspädagoge und wie man so ein Thema richtig formuliert.

Projektarbeit Aus- und Weiterbildungspädagoge

Welche sind die thematischen Funktionen der Projektarbeit?

Katharina: Leute, ich bin mir da nicht sicher. Lege ich zuerst mein Thema für die Projektarbeit fest und nehme dann die Zuordnung zu den Funktionen vor? Oder soll ich es umgekehrt machen?

Silke: Hähh? Was für Funktionen?

Marcel: In der Fortbildungsordnung zum Aus- und Weiterbildungspädagogen sind doch die Funktionen, in denen sich eine Projektarbeit thematisch bewegen kann, genauestens definiert.

Silke: Man, du redest ja schon wie ein Gesetzbuch. Ich verstehe nur Bahnhof. Kannst du für mich als Otto-Normal-Verbraucher erklären, was du meinst?

Marcel: Schau mal, du kennst doch die drei Prüfungsteile:
1. Lernprozesse und Lernbegleitung,
2. Planungsprozesse in der beruflichen Bildung, und
3. Berufspädagogisches Handeln.

Silke: Ja klar, die sagen mir was.

Marcel: Und im dritten Prüfungsteil: „Berufspädagogisches Handeln“, geht es um die Projektarbeit.

Silke: Ja, genau und ich werde erst zur Projektarbeit zugelassen, wenn ich die anderen beiden Prüfungsteile bestanden habe.

 

Aus welchen Ausbilderfunktionen soll ein Projektthema ausgewählt werden?

Marcel: So ist es. Und um das Thema für deine Projektarbeit zuzuordnen, soll der Prüfling aus den folgenden Ausbilderfunktionen dem Prüfungsausschuss ein Projektthema vorschlagen:

Erstens: Ausbilderfunktionen in der betrieblichen Lehrwerkstatt
Zweitens: in der außerbetrieblichen Ausbildung benachteiligter Zielgruppen
Drittens: in der überbetrieblichen Ausbildung
Viertens: in der Koordination arbeitsprozessintegrierter Ausbildung und
Fünftens: andere anleitende und beratende Ausbilderfunktionen.

Katharina: Ja, und meine Frage war, ob ich zuerst mein Thema für die Projektarbeit festlege und dann die Zuordnung zu einer Funktion? Oder umgekehrt?

Silke: Was sagst du denn dazu Andreas? Du hast doch in den letzten fünf Jahren sehr viele Projektarbeiten von AWP-lern begleitet?

Andreas: In den meisten Fällen hatten die Prüflinge bereits ihr Thema festgelegt und brauchten meine Unterstützung in der Erstellung ihrer Projektarbeit und später in der Verteidigung.

Marcel: Und welche Themen sind dir in den letzten Jahren untergekommen?

 

Welche Themen sind dir in den letzten Jahren untergekommen?

Andreas: Aus den letzten Jahren habe ich mir die Top 5 Projektthemen herausgesucht, die sehr gut funktioniert haben. Gleich mit der jeweiligen Zuordnung der Ausbilderfunktion:

Entwicklung, Planung und Durchführung eines Blended Learning-Kurses in der Berufsbildung für Studierende im Pflegebereich. / Ausbilderfunktion: in der Koordination arbeitsprozessintegrierter Ausbildung

Erhöhung der Vermittlungsquote um 10 % im digitalen Jobcoaching / in der digitalen Lernberatung für Jugendliche und junge Erwachsene. / Ausbilderfunktion: Andere anleitende und beratende Ausbilderfunktionen

Lernbegleitung für einen Teilnehmer mit der Lernbeeinträchtigung „ADHS“ im Lehrgang Fachkraft Wach- und Sicherheitsgewerbe zur Vorbereitung auf die IHK-Sachkunde-Prüfung nach § 34a GewO. / Ausbilderfunktion: in der außerbetrieblichen Ausbildung benachteiligter Zielgruppen

Harmonisierung der Ausbildungskonzepte zweier fusionierender Ausbildungszentren. / Ausbilderfunktion: in der überbetrieblichen Ausbildung

Erarbeitung eines Konzepts zur digitalen Vermittlung beruflicher Handlungskompetenz für Kaufleute im Einzelhandel. / Ausbilderfunktion: in der Koordination arbeitsprozessintegrierter Ausbildung

Katharina: Wow, das sind ja mitunter sehr individuelle Projektthemen. Und wurde die Zuordnung zu den Funktionen zuerst oder später getroffen?

Andreas: Zuerst war immer die Themenfindung wichtig. Die Zuordnung kam später. Wichtig bei der Themenfindung sind immer die vier Grundkriterien.

 

Welche vier Grundkriterien sind bei der Themenfindung zu beachten?

Silke: Ähm..? Grundkriterien?

Andreas: Nun ja, eine Projektarbeit sollte

  • Pädagogisch
  • Betriebswirtschaftlich
  • Projektartig und
  • Zielgruppenspezifisch sein

Marcel: OK, und wie kann ich nun ein Thema für meine Projektarbeit richtig formulieren?

 

Wie kann ich nun ein Thema für meine Projektarbeit richtig formulieren?

Andreas: Bei den meisten Kammern gibt es Formblätter, die genutzt werden müssen. Diese sind meistens in folgenden vier Bereichen aufgeteilt.

Erstens: Thema
Zweiten: Situations- und Problembeschreibung
Drittens: Zielstellung
Viertens: Grobgliederung

Katharina: Ach, und dann braucht man das bloß ausfüllen?

Silke: Bloß ausfüllen! Du bist gut. Auf den Inhalt kommt es doch an.

Andreas: Genau, denn der Prüfungsausschuss kann auch ein Thema ablehnen, ein bestehendes Thema ändern oder ein neues Thema vorgeben.

Marcel: Kennst du einen Fall, wo das Thema schon mal abgelehnt wurde?

Andreas: Ja! Zum Beispiel wurde mal folgendes Thema eingereicht: „Erschließung neuer Zielgruppen durch zielgerichtetes Ausbildungsmarketing.“ Und dieses Thema wurde vom Prüfungsausschuss abgelehnt.

Katharina: Ja, und was war der Ablehnungsgrund?

Andreas: Die Zielstellung war unklar.

Marcel: Ok, dann braucht es zumindest eine klare Zielstellung. Aber wie bekomme ich das hin?

 

Wie formuliere ich eine klare Zielstellung?

Andreas: Grundsätzlich gibt es ja immer ein echtes Problem in einem Unternehmen. Und erst, wenn ich das Problem benennen kann, dann lässt sich daraus eine Zielstellung ableiten. Und aus der Zielstellung heraus lassen sich Maßnahmen ableiten, um das Problem zu lösen.

Silke: Das hast du zwar grundlegend super auf den Punkt gebracht. Aber mir ist das noch zu abstrakt.

Andreas: Schau mal, in der Fortbildungsbildungsordnung, in § 1 Abs. 2 gibt es folgende Hinweise zur Themeneingrenzung.

Ziel der Prüfung ist der Nachweis der notwendigen Qualifikationen, um die folgenden Aufgaben eigenständig und verantwortlich wahrnehmen zu können:

  • Bildungsprozesse in der Berufsausbildung sowie betrieblichen Weiterbildung ganzheitlich planen und durchführen, dabei insbesondere:
  • Ausbildungsordnungen umsetzen und betriebliche Weiterbildungsmaßnahmen planen,
  • Auszubildende gewinnen, auswählen und beraten, Beschäftigte in Bildungs- und Lernfragen beraten,
  • Bildungsmaßnahmen organisatorisch und pädagogisch unter Mitwirkung Anderer realisieren,
  • Auszubildende und Beschäftigte lernbegleiten sowie individuell fördern,
  • Fachkräfte in der Aus- und Weiterbildung berufspädagogisch begleiten,
  • die Qualität der Lehr- und Lernprozesse sichern und optimieren.

Katharina: Das ist ja alles schön und gut, aber wie soll ich nun daraus ein Thema für meine Projektarbeit ableiten?

Andreas: Schau dich doch mal in deinem betrieblichen oder beruflichen Umfeld um. Gibt es in deinem Umfeld Probleme oder Fragestellungen aus einer der sieben Punkte? Gibt es zum Beispiel Probleme in der Berufsausbildung oder Weiterbildung? In der Gewinnung neuer Azubis? In der Personalentwicklung?

Marcel: Kann ich mir nicht einfach ein fiktives Thema für meine Projektarbeit aussuchen?

 

Kann ich mir auch ein fiktives Thema für meine Projektarbeit aussuchen?

Andreas: Es gibt sehr viele Kammern, die das nicht zulassen. Manche wollen ein Projekt, was schon gelaufen ist, manche ein aktuelles Projekt und manche ein Projekt, welches du neu startest. Aber fiktiv? Nee!

Silke: Ich habe momentan noch gar keinen Bezug zu einer konkreten Problemstellung aus meinem Arbeitsumfeld. Was mache ich denn nun?

Andreas: Überleg mal. Du hast doch jetzt schon einige Jahre Berufserfahrungen in unterschiedliche Unternehmen gemacht. Wenn da immer alles glatt gelaufen wäre, dann hättest du wahrscheinlich nicht gewechselt.

Silke: Ja, da fallen mir so manche Missstände aus der Personalentwicklung und der Unternehmensführung ein.

Andreas: Und im aktuellen Job? Läuft da alles einhundertprozentig?

Silke: Klar, wir haben auch die eine oder andere Baustelle. Aber ich bin doch gar nicht in der Position, solch ein Projekt an mich zu ziehen.

Andreas: Hört sich so an, als hättest du schon eine Idee für ein Projekt.

Silke: Wenn ich so darüber nachdenke. JA!

Katharina: Könnt ihr das nicht später in einem Einzelgespräch individuell besprechen? Ich möchte schon noch gerne wissen, welche weiteren Kriterien es gibt, um an ein gutes Thema heranzukommen.

Silke: Sorry, aber ich stand grad auf den Schlauch. Auch mich interessieren weitere Kriterien. Worauf muss man noch achten bei der Themenfindung?

 

Worauf muss man noch achten bei der Themenfindung?

Andreas: Auf jeden Fall auf die Komplexität bei der Themenfestlegung für die Projektarbeit. Da gibt es als Hilfestellung das magische Projektdreieck.

Marcel: Magisches Projektdreieck? Was ist das?

 

Was ist das magische Projektdreieck?

Andreas: Schau, Projekte sind durch drei typische Beschränkungen gekennzeichnet. Erstens, die Zeit, zweitens das Budget und drittens, das Ziel.

Marcel: Und die Komplexität?

Andreas: Die hatten wir vorhin schon angesprochen. Eine Projektarbeit sollte

  • Pädagogisch
  • Betriebswirtschaftlich
  • Projektartig und
  • Zielgruppenspezifisch sein

Marcel: Ah, stimmt. Also was ich mir jetzt mitnehme, ist, dass die Projektarbeit einen praktischen Hintergrund haben muss, also einen Geschäftsfall.

Katharina: Ja, das nehme ich auch mit. Was mich noch interessiert ist, was so ein Prüfungsausschuss an meiner Themeneinreichung prüft.

 

Was prüft der Prüfungsausschuss bei der Themeneinreichung?

Andreas: Der Prüfungsausschuss wird im Rahmen der Themenvergabe folgende zwei Sachverhalte prüfen.

Erstens: Entsprechen die Themenvorschläge den inhaltlichen und strukturellen Vorgaben der Prüfungsverordnung?

Zweitens: Kann auf der Basis der Themenvorschläge. eine angemessene Bearbeitung auf dem Niveau der Fortbildung erfolgen?

Silke: Naja, so 100%ig habe ich mein Thema, noch nicht gefunden. Andreas, kannst du mir mal ein Beispiel für eine konkrete Themenbeschreibung geben?

Andreas: Wenn ihr noch etwas Zeit habt, dann kann ich euch ein Praxisbeispiel zeigen.

Katharina: Also ich bin dabei.

Marcel: Ich auch.

 

Ein Praxisbeispiel für eine Themeneinreichung

Andreas: Nehmen wir ein Thema aus den vorherigen Top 5. Harmonisierung der Ausbildungskonzepte zweier fusionierender Ausbildungszentren. Ausbilderfunktion: in der überbetrieblichen Ausbildung

Silke: Ja, das hört sich ja noch sehr allgemein an. Wie ist derjenige zu seinem Thema gekommen?

Andreas: Es war ein Bereichsleiter in einem großen Industrieunternehmen, der für die Ausbildung an seinem Standort verantwortlich war und nun in einem Projekt reingezogen wurde, wo es darum ging, sein Ausbildungszentrum mit einem anderen, größeren, Ausbildungszentrum in einer anderen Stadt zusammen zu führen.

Katharina: Und wie sah die Situationsbeschreibung aus?

 

Wie sah die Situationsbeschreibung aus?

Andreas: Ich zeig sie euch mal.

Die .. AG beschäftigt in Deutschland rund 8.500 Mitarbeiter. Zum 01. September 2022 starteten rund 400 Auszubildende ihre Ausbildung bei dem Unternehmen. Diese werden an fünf Standorten in Deutschland ausgebildet. Berlin, Heidelberg, Ratingen, Minden und Lüdenscheid. Berlin und Heidelberg bilden den Großteil davon aus.

Standort Berlin: 205 Auszubildende / 35 MA / Metall- und Elektroberufe. Modell: Klassenzimmerbasiert / Schwerpunkt Verbundausbildung

Standort Heidelberg: 154 Auszubildende (davon 80 DH Studenten) / 35 MA / Metall- und Elektroberufe. Modell: Berufsorientiert / Schwerpunkt Betriebliche Ausbildung

Problem: Beide Standorte (Berlin und Heidelberg) sollen fusionieren, obwohl sie unterschiedliche Ausbildungskonzepte und unterschiedliche Ausbildungsqualitäten vorweisen.

Marcel: Ja, das hört sich schon mal nach einer Herausforderung, bzw. nach einer echten Problemstellung an. Wie geht’s weiter?

Andreas: Mit der Zielsetzung. Diese sah wie folgt aus.

 

Wie wurde die Zielsetzung beschrieben?

Zielsetzung: Ich wurde in meiner Rolle als Bereichsleiter Elektro vom Gesamtausbildungsleiter den Arbeitskreis „GT Ausbildung“ für das Fusionsprojekt berufen, welches vom Geschäftsführer in Berlin geleitet wird.

In der Projektarbeit soll ein Konzept für beide Standorte mit folgenden drei Schwerpunkten innerhalb von 30 Tagen entwickelt werden:

  • Ausbildungsbegleitende Hilfen (In-House)
  • Ausbildungsqualität
  • Pädagogischer Ansatz

Innerhalb von sechs Monaten soll eine vereinheitlichte Harmonisierung beider Standorte stattfinden. Darüber hinaus braucht es eine entsprechende Kommunikationsstrategie, um alle Beteiligten an Board zu nehmen. Die Beteiligten sind: Die Auszubildenden, die Ausbilder, weitere Führungskräfte sowie die Partnerunternehmen.

Silke: Wow, das ist ja eine sehr komplexe Zielstellung für das Projekt. Jetzt verstehe ich auch, warum die Grundkriterien so wichtig sind und was es mit dem magischen Projektdreieck auf sich hat.

Katharina: Jetzt haben wir die Themenüberschrift, die Situationsbeschreibung und die Zielstellung gesehen. Fehlt nur noch die Gliederung.

Andreas: Und die sah wie folgt aus.

 

Wie sieht die Gliederung aus?

Gliederung

  • Einleitung
  • Situationsanalyse
  • Zielsetzung
  • Maßnahmenentwicklung
  • Umsetzung
  • Evaluation
  • Fazit
  • Anlagen

Marcel: Die Gliederung scheint mir sehr spartanisch zu sein. Das kann ich ja auf andere Themen übertragen, ohne einen spezifischen Bezug zu haben.

Andreas: Ja, das ich richtig. Ich empfehle euch die Gliederung einfach zu halten, wenn eure Kammer keine weiteren Vorgaben macht.

Marcel: Warum das?

Andreas: Weil, wenn ihr das Go für eure Projektarbeit von der Kammer erhaltet, nur 30 Tage Zeit habt euer Konzept zu schreiben. Und wer schon mal ein Konzept geschrieben hat, wird festgestellt haben, dass es ständig Änderungen gibt. Und wer bei der Gliederung in der Themeneinreichung allgemein bleibt, hat am Ende mehr Spielraum.

Silke: Gut zu wissen.

 

Video: 5 Top-Themen – Projektarbeit für Aus- und Weiterbildungspädagogen

 

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