Welchen Konfliktstil bevorzugen Sie?

„Schwierige“ Situationen treten auch im Ausbildungsalltag auf. Deshalb sollten Sie als Ausbilder Ihren Konfliktstil kennen.

Konfliktstil

Konfliktsituationen sind auch im Ausbildungsalltag normal

„Schwierige“ Situationen treten auch im Ausbildungsalltag auf. Deshalb sollten Sie als Ausbilder darauf vorbereitet sein, angemessen damit umzugehen. Um welche Konfliktsituationen geht es hier?

  • Der Auszubildende verlässt pünktlich die Werkstatt, um seinen Bus zu erreichen. Der Meister ärgert sich wiederholt, dass der Auszubildende pünktlich „sich verdrückt“ und den Arbeitsplatz nur unzureichend aufgeräumt hat.
  • Dem Auszubildenden ist es zu unbequem, Sicherheitsschuhe zu tragen. Trotz regelmäßiger Aufforderung erwischt ihn die Meisterin wiederholt ohne Sicherheitsschuhe auf der Baustelle.
  • Die Ausbilderin beklagt den Umgangston ihrer Auszubildenden gegenüber den Kundinnen. „Ich erwarte, dass Sie sich allen Kundinnen gegenüber freundlich verhalten.“
  • Die Auszubildende verlässt ohne sich abzumelden die Baustelle, um in ihrer Pause in den Supermarkt zu gehen. Der Meister ärgert sich, dass er sie nicht findet, obwohl der Arbeitsvorgang noch nicht abgeschlossen ist.
  • Es kommt zum Konflikt zwischen Chef und Auszubildenden aufgrund dessen äußeren Erscheinungsbilds. Die Kleidung hat er bislang geduldet, aber das Piercing ist nicht Stil des Salons.

In diesen Beispielen verändern Ihre Auszubildenden ihr Verhalten, machen ironische Bemerkungen, verweigern Auskünfte  oder reagieren (verbal) aggressiv. Ob und wie ein Konflikt beendet wird, hängt entscheidend davon ab, welchen Konfliktstil  Sie als Ausbilder bevorzugen.

 

Wie reagieren Sie mit Ihrem Konfliktstil auf Ihre Umwelt?

Wir erleben im Laufe unseres Lebens verschiedene Konfliktsituationen. Manchmal reagieren wir defensiv und ein anderes Mal offensiv. Mal stecken wir selbst mittendrin, mal beobachten wir von außen. Schließlich nehmen wir wahr, welche Verhaltensweise den anderen zum Nachgeben bringen, mit welchen Äußerungen man sich ins Aus katapultiert – und leiten daraus unseren eigenen Konfliktstil ab. Der Psychologe Kenneth W. Thomas hat in den 70er Jahren anhand zweier Dimensionen fünf Konfliktstile erläutert. Nach Thomas lässt sich ein Konfliktstil in einer Matrix aus zwei Dimensionen einordnen: Wie stark werden die eigenen Interessen verfolgt und wie stark werden die der Gegenpartei berücksichtigt. Folglich ergeben sich daraus fünf Stile.

Durchsetzen: Man selbst gewinnt, die anderen verlieren

Dieser Stil wird gewählt, wenn einer keineswegs von seiner Position abweicht. Deshalb ist dieses Verhalten grundsätzlich nur für die eine Seite zufriedenstellend. Kurzum, hier gibt es einen  „Gewinner“ und einen „Verlierer“. Es kann  aber auch bedeuten, „sich für die eigenen Rechte stark zu machen“ und seine Position zu verteidigen.

In welchen Situationen ist dieser Konfliktstil angemessen?

  • Im Notfall, wenn Sie eine schnelle Entscheidung treffen müssen.
  • Wenn Sie genau wissen, dass Ihr Standpunkt richtig ist.
  • Wenn es darum geht, eine schwierige Vorgehensweise zu ergreifen.
  • Zum Selbstschutz, wenn andere ein Nachgeben ausnutzen wollen.

Welche Fähigkeiten brauchen Sie für diesen Konfliktstil?
Stellung und Einfluss: Sie sollten wissen, wann und wie Sie Ihre Macht einsetzen.
Meinungen und Gefühle: Sie sollten ohne Angst vor der Meinung anderer sprechen.
Nicht aufgeben: Sie sollten Ausdauer und Stärke haben, vor allem, wenn Sie attackiert werden. Standpunkt äußern: Sie sollten wissen, was Ihr Standpunkt ist und warum.

Vermeidung: Beide Seiten verlieren

Die Person kümmert sich weder um ihre eigenen Belange noch um die der anderen Person. Und so schwelt der Konflikt und kann sich irgendwann an einer Kleinigkeit entzünden. Diese Art des Umgangs mit Konflikten ist am unproduktivsten, da keine Partei ihre Interessen entsprechend durchsetzen kann. Im Falle eines offenen Streits ist man unsicher, wie man das Problem ansprechen soll.

In welchen Situationen ist dieser Konfliktstil angemessen?

  • Wenn das Problem von geringer Bedeutung ist.
  • Um Spannungen abzubauen und abzuwarten, bis sich die Sache normalisiert.
  • Um Zeit zu gewinnen, zum Sammeln von mehr Informationen.
  • Anderen eine Chance geben, die Verantwortung zu übernehmen.

Welche Fähigkeiten brauchen Sie für diesen Konfliktstil?
Sich zurückzuziehen: Sie sollten wissen, wann Sie sich geschickt zurückziehen.
Raum geben: Heikle Dinge sehr geschickt mit großer Diplomatie vermeiden.
Der richtige Zeitpunkt: Sie sollten erkennen, wann eine bessere Zeit für Konflikte ist.
Gelassenheit: Beim Vermeiden lassen Sie momentan eine Frage ungelöst.

Nachgeben: Man selbst geht leer aus, die anderen gewinnen

Wenn eine Person entgegenkommend ist, vernachlässigt sie die eigenen Belange, damit die Belange der anderen Person berücksichtigt werden. Diese Verhaltensweise beinhaltet einen gewissen Grad an Selbstaufopferung. Das bedeutet, dass diese Person bereit ist, die eigenen Interessen und Bedürfnisse absolut zurückzustellen, um die Probleme anderer Menschen zu lösen.

In welchen Situationen ist dieser Konfliktstil angemessen?

  • Wenn Sie wollen, dass ein anderer Standpunkt auch gehört wird.
  • Sie ermutigen andere, Risiken einzugehen und Verantwortung zu übernehmen.
  • Manchmal ist es am besten „nachzugeben“, um die Harmonie zu gewährleisten.
  • Wenn das Problem der anderen Person wichtiger ist als für Sie.

Welche Fähigkeiten brauchen Sie für diesen Konfliktstil?
Ihre Wünsche aufgeben: Es lohnt sich nicht immer zu „gewinnen“.
Selbstlosigkeit: Ihre Aufmerksamkeit auf die Wünsche und Probleme anderer lenken.
Anweisungen akzeptieren: Den anderen respektieren ohne stur zu sein.
Nachgeben: Die Bereitschaft nachzugeben und jemanden den Vortritt zu lassen.

Kompromiss: Beide Seiten verlieren und gewinnen etwas

Diese Strategie wird gewählt, wenn für eine oder beide Parteien bereits abzusehen ist, dass sie ihre eigenen Interessen nicht durchsetzen kann. Ziel ist es also, eine zweckdienliche, für beide Seiten akzeptable Lösung zu finden, die beide Parteien teilweise zufrieden stellt. Hier wird verhandelt, wobei die eigentliche Ursache des Konflikts ungeklärt bleibt. Damit wird der Konflikt nur verschoben.

In welchen Situationen ist dieser Konfliktstil angemessen?

  • Wenn die Frage einigermaßen wichtig ist, aber noch nicht so kritisch.
  • Wenn beide Parteien gleich stark hinter den gegensätzlichen Meinungen stehen.
  • Um mehr Zeit für die Auswahl der bestmöglichen Lösung zu finden.
  • Manchmal ist es besser, Kompromisse zu schließen statt zu gewinnen.

Welche Fähigkeiten brauchen Sie für diesen Konfliktstil?
Verhandeln: Sie sollten in der Lage sein, mit anderen Leuten zu kommunizieren.
Einen „mittleren Weg“ finden und die Verschiedenheiten aufteilen.
Sie sollten einen Teil davon aufgeben, was Sie jetzt besitzen.
Allen Aspekten einer Sache einen Wert beizumessen, damit Sie fair handeln können.

Kooperation: Beide Seiten gewinnen

„Kooperierend“ beinhaltet den Versuch, mit der anderen Person zusammenzuarbeiten, um eine Lösung zu finden, die die Belange beider Personen berücksichtigt. Auf jeden Fall geht es darum dem Problem auf den Grund zu gehen, um die tieferliegenden Belange beider Personen zu ermitteln und eine Alternative zu finden, die den unterschiedlichen Anliegen gerecht wird. Ziel der Kooperation ist also eine gemeinsam erarbeitete Lösung des Problems.

In welchen Situationen ist dieser Konfliktstil angemessen?

  • Wenn beide Seiten einer Frage wichtig sind oder voneinander abhängen.
  • Wenn Sie eine innovative Lösung zu einem komplexen Problem finden wollen.
  • Falls Ihnen eine Mitwirkung zu einer Entscheidung wichtig ist.
  • Vertrauen gewinnen im Aufbau von Beziehungen.

Welche Fähigkeiten brauchen Sie für diesen Konfliktstil?
Zuhören, Verstehen, Mitfühlen und ein Problem von allen Seiten betrachten.
In der Lage sein, alle Fragen auf den Tisch zu legen, ohne dabei zu verletzen.
Die Daten objektiv zu bewerten und richtige Schlussfolgerungen zu ziehen.
Dem Problem auf den Grund zu gehen und versteckte Fragen identifizieren.

 

Kleiner Check: Welchen Konfliktstil bevorzuge ich?

In den folgenden Fragen zur Selbsteinschätzung geht es darum, zu entscheiden, ob Sie der jeweiligen Aussage zustimmen oder nicht. Bitte klicken Sie möglichst spontan.

[frontend-checklist name=“Selbsteinschätzung – Konfliktstil“]

Jede Aussage ist einem Konfliktstil zugeordnet:

  • A = Durchsetzen = Aussagen: 3, 5, 12, 17, 22
    Anzahl Ihrer Klicks = ……. (1-5) x 20 = ……. %
    .
  • B = Nachgeben = Aussagen: 2, 10, 15, 16, 23
    Anzahl Ihrer Klicks = ……. (1-5) x 20 = ……. %
    .
  • C = Vermeidung = Aussagen: 4, 7, 9, 18, 21
    Anzahl Ihrer Klicks = ……. (1-5) x 20 = …… %
    .
  • D = Kompromiss = Aussagen: 1, 8, 13, 20, 25
    Anzahl Ihrer Klicks = ……. (1-5) x 20 = ……. %
    .
  • E = Kooperation = Aussagen: 6, 11, 14, 19, 24
    Anzahl Ihrer Klicks = ……. (1-5) x 20 = ……. %

Damit Sie erkennen können, wie stark die jeweiligen Konfliktstile bei Ihnen ausgeprägt sind, zählen Sie zusammen, welche Aussagen Sie angeklickt haben. Danach multiplizieren Sie die Anzahl ihrer jeweiligen Klicks mit 20. Dadurch erhalten Sie die jeweilige Prozentzahl.

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