Wie ist das Bildungscontrolling aufgebaut?
Silke: Wie ist denn das Bildungscontrolling eigentlich aufgebaut?
Andreas: Wir haben hier einmal das qualitative und dann das quantitative Bildungscontrolling.
Marcel: Und was beinhaltet das qualitative Bildungscontrolling?
Andreas: Beim qualitativen Bildungscontrolling geht es um die Transfersicherung und die Qualitätssicherung. Das bedeutet bei der Transfersicherung geht es um eine Anwendungskontrolle, den Transfer in die Praxis also. Dabei geht es um den Ertrag, den Umsatz oder den Gewinn pro Mitarbeiter nach einer Bildungsmaßnahme.
Silke: Und, bei der Qualitätssicherung?
Andreas: Da geht es um eine Lernerfolgskontrolle am Ende einer Bildungsmaßnahme. Die Frage lautet hier: Wurden die Lernziele erreicht? Um das herauszufinden, nutzt man Befragungen, Tests oder Prüfungen.
Und beim quantitativen Bildungscontrolling?
Marcel: Und wie ist das quantitative Bildungscontrolling aufgebaut?
Andreas: Beim quantitativen Bildungscontrolling geht es um eine Kosten- und Risikobewertung. Hier haben wir einmal die Ressourcenbindung, die Risikoübernahme und die Risikominimierung.
Silke: Darauf würde ich jetzt aber gerne mal genauer eingehen. Starten wir mal mit der Ressourcenbindung.
Andreas: Bei der Ressourcenbindung erfolgt ja eine monetäre Bewertung einer Weiterbildungsmaßnahme. Aus Unternehmenssicht müssen Pädagogen entscheiden, ob die Kosten einer Maßnahme im Vergleich zum erwarteten Lernerfolg angemessen sind und ob dieser Lernerfolg einen Wertschöpfungsbeitrag für das Unternehmen leistet.
Marcel: Gibt es da nicht vorgegebene Budgets für Weiterbildungsmaßnahmen?
Andreas: Ja, die gibt es. Allerdings muss geprüft werden, ob, wann und in welchem Umfang eine Maßnahme das definierte Budget belastet. Neben den reinen Kosten für die Räumlichkeiten, Trainer und Dozenten geht es hier auch um Kosten, die zum Beispiel durch ausgefallene Arbeitszeit oder durch die Kosten für die Betreuung der Maßnahme entstehen.
Worum geht es bei der Risikoübernahme?
Silke: Und worum geht es bei der Risikoübernahme?
Andreas: Um die Frage der Kostenübernahme durch den Arbeitgeber. Denn, der Arbeitgeber trägt das Risiko, dass Mitarbeiter nach der Beendigung einer von ihm finanzierten Weiterbildungsmaßnahme das Unternehmen kurzfristig verlassen.
Marcel: Aber, gibt es da nicht sogenannte Bindungsklauseln.
Andreas: Eine Bindungsklauseln ist leider rechtlich nicht hundertprozentig sicher, wird aber trotzdem von vielen Arbeitgebern angewendet.
Silke: Was besagt denn eigentlich eine Bindungsklausel?
Marcel: Eine Bindungsklausel verpflichtet den Arbeitnehmer, im Anschluss an eine arbeitgeberfinanzierte Maßnahme für einen vertraglich fixierten Zeitraum im Unternehmen zu bleiben.
Silke: Ah, verstehe. Da kann ich mir vorstellen, dass vor allem kleine und mittlere Unternehmen versuchen das Risiko auf null zu senken, indem sie die Kosten ausschließlich auf die Mitarbeiter abwälzen.
Andreas: Befragt man Mitarbeiter in Exit Gesprächen zu ihren Kündigungsgründen, führen diese häufig nicht angebotene oder nicht finanzierte Weiterbildungsmaßnahmen an.
Was ist mit Risikominimierung gemeint?
Marcel: O. K. Was ist denn jetzt mit der Risikominimierung gemeint?
Andreas: Dabei geht es um die Kostenteilung. Und das beinhaltet, wie gerade besprochen, die Bindungsklausel oder aber ein Studienkredit oder sogar Bildungsfonds im Unternehmen.
Silke: Ah, das hört sich nach einer fairen Lösung an, denn die meisten Fortbildungen, wie, zum Beispiel, ein Meisterabschluss ist ja nicht nur zeitlich, sondern auch finanziell aufwendig.
Marcel: Jetzt haben wir beleuchtet, wie das Bildungscontrolling aufgebaut ist und welche Bestandteile das qualitative und quantitative Bildungscontrolling beinhaltet.
Was sind die Aufgaben und die Zielsetzung eines Bildungscontrollings?
Andreas: Genau, und die Ausgangsfrage war ja: Was sind die Aufgaben und die Zielsetzung eines Bildungscontrollings?
Silke: Beim Bildungscontrolling besteht doch grundsätzlich das Problem, die Wirkung einzelner Maßnahmen nachweisbar zu machen.
Marcel: Ja, produziert ein Mitarbeiter, zum Beispiel, nach einer Unterweisung an einer neuen Maschine zehn Stück mehr, lässt sich der Nutzen für das Unternehmen noch relativ gut quantifizieren.
Silke: Schwieriger wird es jedoch, zum Beispiel, den Erfolg eines Konflikttrainings zu quantifizieren. Erst recht, wenn aktuell keine Konflikte auftreten.
Andreas: Ja, das sind typische Problemstellungen aus dem Bildungscontrolling. Deshalb wird in vielen Unternehmen versucht, Bildung in einzelne betriebswirtschaftliche Kennzahlen zu kategorisieren.
Und um welche Kennzahlen handelt es sich hier?
Marcel: Und um welche Art Kennzahlen handelt es sich hier?
Andreas: Hier werden Werte erfasst, die in erster Linie aus dem Leistungserstellungsprozess stammen, wie zum Beispiel: Die Produktivität, der Umsatz pro Mitarbeiter, die Verringerung der Ausschussquote oder der Reklamationen.
Silke: Und, werden diese Kennzahlen vor oder nach der Maßnahme erhoben?
Marcel: Zur besseren Vergleichbarkeit macht es ja Sinn, dass diese Kennzahlen vor und nach der Maßnahme erhoben werden.
Andreas: Genauso ist es, denn aus den Ergebnissen wird versucht, auf den Erfolg einer Maßnahme zu schließen. Und die Aufgabe des Bildungscontrollings ist es, mithilfe betriebswirtschaftlicher Kosten-Nutzen-Vergleiche Auskünfte über den Erfolg der Weiterbildung zu geben.
Welche Kennzahlen für den Kosten-Nutzen-Vergleich?
Silke: Und, welche Kennzahlen kämen für den Kosten-Nutzen-Vergleich infrage?
Andreas: Zum Beispiel die Anzahl der durchgeführten Maßnahmen, die Anzahl der Seminartage pro Mitarbeiter, die Anzahl der durchschnittlichen Bildungskosten pro Tag Mitarbeiter, durchschnittliche Honorare für externe Trainer und Dozenten, durchschnittliche Kosten für internes Aus- und Weiterbildungspersonal und Kosten der ausgefallenen Arbeitszeit.
Marcel: Dazu muss man aber kritisch sagen, was bringt es zum Beispiel, wenn die Anzahl der Seminartage pro Mitarbeiter im Vergleich zum Vorjahr gesunken ist, die Mitarbeiter aber gar nicht in der Lage sind, in der verkürzten Zeit das von ihnen verlangte Wissen aufzunehmen und dadurch der Transfer in die Praxis misslingt?
Silke: Genau, und was nützt es, wenn die Kosten für externe Trainer im Vergleich zum Vorjahr gesunken sind, weil sie zum Beispiel durch einen internen Trainer ersetzt wurden, sich aber herausstellt, dass dieser interne Trainer nicht über die pädagogischen Fähigkeiten verfügt, Wissen zu vermitteln.
Andreas: Das sind sehr wertvolle Hinweise, deshalb erhalten ja Weiterbildungsmaßnahmen erst dann einen wirtschaftlichen Wert, wenn sich der in ihnen vermittelte Kompetenzzuwachs in der Arbeitsleistung widerspiegelt, also ein Transfer vom Lernfeld in das Arbeitsfeld stattgefunden hat.
Marcel: Ja, das hört sich nach einem Ziel für das Bildungscontrolling an.
Zusammenfassung: Was ist zum Bildungscontrolling wichtig?
Silke: Andreas, kannst du bitte mal zusammenfassen, was zum Bildungscontrolling wichtig ist.
Andreas: Ja, klar. Wir haben festgestellt, dass das Bildungscontrolling ziel- und zweckorientiert sein sollte. Es wird unterschieden in operatives und strategisches Bildungscontrolling. Bildungscontrolling liefert Entscheidungsgrundlagen für die Durchführung von Qualifizierungen. Bildungscontrolling verfolgt das Ziel der Verbesserung von Qualifizierungen und beinhaltet die Passgenauigkeit von Bildungsbedarf und Bildungsmaßnahmen. Und zu guter Letzt ist das Bildungscontrolling Bestandteil von Entwicklung, Realisierung, Evaluation und Transfersicherung
Marcel: Das ist zwar alles sehr komplex zusammengefasst, aber dennoch auf den Punkt gebracht.
Video: Was sind die Aufgabe und die Zielsetzung eines Bildungscontrollings?
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