Was ist eine geschäftsprozessorientierte Ausbildung?

Hallo an alle Berufs- und Weiterbildungspädagogen. Im Themenfeld: „Planung der Berufsausbildung“ gehen wir heute der Frage auf den Grund: Was ist eine geschäftsprozessorientierte Ausbildung? Wir schauen uns hier vor allem die 6 Planungsschritte für eine geschäftsprozessorientierte Ausbildung etwas näher an.

Geschäftsprozessorientierte Ausbildung

Apropos geschäftsprozessorientierte Ausbildung – Was sind Geschäftsprozesse?

Marcel: Sind das nicht verschiedene Einzeltätigkeiten, die Mitarbeiter in einem Unternehmen ausführen?

Andreas: Ja genau. Zum Beispiel in der Gastronomie wird zuerst eine Bestellung aufgenommen und an die Küche weitergeleitet. Der Koch bereitet die gewünschte Bestellung zu, der Gast erhält sein Produkt und zahlt seine Rechnung.

Silke: Ja, das ist verständlich.

Katharina: Dann hat ja ein Geschäftsprozess immer mit Wertschöpfung im Unternehmen zu tun. Also Input, Output und Kundennutzen.

Andreas: Das bringt es auf den Punkt. Und so sollte auch eine Berufsausbildung an den Geschäftsprozessen beteiligt werden.

 

Welche haben dabei die Ausbilder und Berufspädagogen?

Andreas: Zunächst müssen erst einmal die Geschäftsprozesse und Arbeitsplätze im Unternehmen ermittelt werden, die für die Ausbildung infrage kommen.

Silke: Aber reicht es nicht aus, sich an den entsprechenden Ausbildungsrahmenplan zu halten?

Katharina: Ja genau, denn die Inhalte aus dem Ausbildungsrahmenplan werden ja in den betrieblichen Ausbildungsplan übernommen, der dann Bestandteil des Ausbildungsvertrages wird.

Andreas: Das ist rechtlich gesehen auch vollkommen richtig. Aber ein Unternehmen investiert doch keine 150.000 Euro für eine 3jährige Ausbildung, weil der Gesetzgeber das vorschreibt.

Marcel: Muss denn der betriebliche Ausbildungsplan nicht so erstellt werden, dass er sich am Ablauf der Geschäfts- und Arbeitsprozesse des Unternehmens orientiert?

Andreas: Genau. Ich kann euch gerne mal die 6 Planungsschritte für eine geschäftsprozessorientierte Ausbildung zeigen. Dann wird das alles verständlicher.

Silke: Ich bitte darum, denn jetzt brauche ich erstmal Klarheit.

 

6 Planungsschritte für eine geschäftsprozessorientierte Ausbildung

Im Schritt 1 geht es um die Auswahl der betrieblichen Geschäftsprozesse, die im Ausbildungsberuf, laut Ausbildungsordnung und Ausbildungsrahmenplan, beherrscht werden müssen. Auch die Anforderungsprofile der Fachkräfte gehören dazu.

Im Schritt 2 werden die einzelnen Prozessschritte analysiert. Welche Arbeitsvorgänge sind für die zukünftige Fachkraft notwendig? Diese Arbeitsvorgänge müssen geplant, von den Azubis ausgeführt und kontrolliert werden.

Im Schritt 3 werden die Geschäftsprozesse in Teilprozesse unterteilt. Zur Übersichtlichkeit und zur Umsetzungsplanung wird ein Projektplan mit Meilensteinen, To Do´s, Verantwortlichen und den Arbeitsabläufen erstellt.

Im Schritt 4 geht es um die Voraussetzungen der Azubis bzw. die Anforderungen für die zukünftige berufliche Handlungsfähigkeit, also Fach-Methoden-Soziale- und Personelle Kompetenzen, die für die Prozesse festgestellt werden.

Im Schritt 5 gibt es eine Deckungsanalyse zwischen dem Ausbildungsrahmenplan und den betrieblichen Geschäftsprozessen. Falls die betrieblichen Prozesse nicht im ARP enthalten sind, werden die betrieblichen Prozesse dennoch ausgebildet. Für neue Themen im ARP werden neue betriebliche Prozesse erschaffen und damit die Innovation im Unternehmen vorangetrieben.

Im Schritt 6 wird der betriebliche ggf. der individuelle Ausbildungsplan nach ganz bestimmten Kriterien erstellt.

 

Was sind die Kriterien für einen Ausbildungsplan?

  • Was soll vermittelt werden? Also die Inhalte aus dem ARP und den Geschäftsprozessen
  • Wo findet die Ausbildung statt? Also die Lernorte, wie z.B. der Ausbildungsplatz, die Filiale, die Werkstatt oder ein Lernbüro.
  • Wie sollen die Ausbildungsinhalte vermittelt werden? Hier sind Methoden gefragt, wie z.B. Projekte, Planspiele, Juniorfirmen oder Leittexte
  • Wer bildet aus? Wer sind die Ausbilder und Fachkräfte. Zu achten ist hier auch auf das richtige Zahlenverhältnis zwischen Fachkräfte und Azubis
  • Wann findet die Ausbildung statt? Hier gibt es Ausbildungsabschnitte. Zum Beispiel aufgeteilt in Tage, Wochen oder Monate
  • Womit wird ausgebildet? Was sind die Arbeits-, Lern- und Lehrmittel

Silke: Jetzt ist mir auch bewusst, wieso ich da noch nicht durchgeblickt habe. Weil das mit der geschäftsprozessorientierten Ausbildung eine sehr komplexe Angelegenheit ist.

Marcel: Das bedeutet aber auch, dass die Geschäftsprozesse eines Unternehmens immer vor den gesetzlichen Vorgaben aus den Ausbildungsrahmenplänen stehen.

Andreas: Ja, genau. Denn was nützt es dem Unternehmen, wenn es in einem Beruf ausbildet, wo es den Azubi später nicht als Fachkraft in seine Geschäftsprozesse einbinden kann.

Katharina: Jetzt wo wir darüber gesprochen haben, ist das logisch und macht Sinn. Also immer erst die Geschäftsprozesse und dann der Ausbildungsrahmenplan.

 

Video: Was ist eine geschäftsprozessorientierte Ausbildung?

 

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