Bei dem Thema Führungsstile gibt es sehr viele Ansätze.
In Workshops mit Führungskräften habe ich oft die Frage gestellt: „Wer von Ihnen lässt sich gerne führen?“ Die meisten zeigten eine ablehnende Haltung. Bevor wir über Führungsstile, also das Verhalten von Vorgesetzten gegenüber Mitarbeitern, reden, finde ich es sinnvoll die Frage zu beantworten: Was ist eigentlich Führung? Hierzu folgende Übersicht.
Wir haben eine Person, die führt, eine Gruppe, die geführt wird und ein Ziel. Dabei gibt es zwei Aspekte. Der erste Aspekt: Die führende Person gibt das Ziel vor. Der zweite Aspekt: die führende Person gibt Anreize an die Gruppe, um das Ziel zu erreichen. Dabei ist die Einflussnahme der Gruppe möglich und ein Delegieren oder Integrieren der führenden Person ist auch möglich.
Welche Führungsstile gibt es denn nun eigentlich?
8 Führungsstile nach Kurt Lewin und Max Weber
Der patriarchalische Führungsstil. … eine Mischung aus Autorität und Güte
Der autokratische/autoritäre Führungsstil. … dabei entscheidet die Führungskraft direkt von oben herab.
Der charismatische Führungsstil. … Im Fokus steht eine einnehmende Ausstrahlung des Vorgesetzten und eine Vorbildfunktion.
Der bürokratische Führungsstil. … in Großkonzernen und Behörden erhalten Mitarbeiter nach Betriebszugehörigkeit und der Anzahl der Dienstjahre einen höheren Lohn und mehr Verantwortung.
Der demokratische / kooperative Führungsstil. … hierbei bezieht der Chef seine Mitarbeiter direkt in seine Entscheidungen mit ein.
Der Laissez-faire Führungsstil. … hier haben die Mitarbeiter sehr viele Freiheiten. Sie können sie ihre Arbeiten, Aufgaben und die persönliche Organisation selbst bestimmen.
Der partizipative Führungsstil. … eine Kombination von dem kooperativen und autoritären Führungsstil. Die Mitarbeiter werden mit bestimmten Einschränkungen in die Entscheidungsfindung eingebunden.
Der situative Führungsstil. … hier muss die Führungskraft je nach Situation abwägen, welcher Führungsstil gerade am besten passt.
5 Führungsstile im Managerial Grid nach Blake & Mouton
Gemeint ist der richtungsbezogene Führungsstil nach Robert R. Blake und Jane Mouton. In einem Verhaltensgitter, dem Managerial Grid gibt es zwei Dimensionen: Die Aufgabenorientierung und die Personenorientierung. Hier tauchen folgende Führungsstile auf:
Die Glacehandschuhmethode oder auch Clubhaus-Führung
Das Befehl-Gehorsam-Management oder auch die Erfüllung von Vorgaben
Das Überlebensmanagement oder auch die verarmte Führung
Organisationsmanagement oder auch den Mittelweg
Und das Teammanagement oder auch die Teamführung
6 gruppenbezogene Führungsstile nach Horst-Joachim Rahn
Hier wird jeder Mitarbeiter entsprechend seinem Verhalten und seinem Ansehen in der Gruppe behandelt. So verhält sich die Führungskraft nach den folgenden 6 Verhaltensmöglichkeiten:
- Integrierend bei Neulingen und Außenseitern, z. B. durch geschicktes Heranführen an die Gruppe und durch Anbieten von Hilfe.
- Anspornend bei Drückebergern, Faulen und Leistungsschwachen, beispielsweise durch gezieltes Aktivieren ihrer Leistungsmotivation und klar definierte Ziele.
- Fördernd bei Leistungsstarken und Gruppenstars, z. B. durch Übertragung von Kompetenzen und Verantwortung.
- Wertschätzung bei Frohnaturen, ausgleichenden und geselligen Gruppenmitgliedern, z. B. durch Anerkennung ihrer Gruppenbeiträge.
- Bremsend bei Frechen, Rädelsführern, Querulanten, Ehrgeizigen, Intriganten und Gruppenclowns. Man konzentriert sich wieder auf die Leistungsziele.
- Ermutigend bei Schüchternen und Problembeladenen, z. B. durch Ermunterung, Verständnis, Anteilnahme und einer positiven Haltung.
Transaktionale versus transformationalen Führung
Bei der transaktionalen Führung nach James Downton und James MacGregor Burns werden von der Führungskraft klare Ziele gesetzt. Bei Nicht Erreichen der Ziele kommt es zur Bestrafung, während es bei Erfüllen der Ziele zur Belohnung (z. B. in Form von Gehalt, Lob, Beförderung) kommt.
Bei der transformationalen Führung geht es darum, dass der Mitarbeiter sich aus innerer Verbundenheit gegenüber dem Unternehmen und der Führungskraft für diese und dessen Ziele einsetzt anstatt nur aufgrund von externen Anreizen. Das wird erreicht durch inspirierende Motivation, idealisierter Einfluss, intellektuelle Stimulierung und individuelle Berücksichtigung.
8 situative Führungsstile nach William James Reddin
Bei dem situativen Führungsstil gibt es zwei wichtige Ansätze. Einer davon ist der nach William James Reddin. Ähnlich wie im situativen Führungsstil kommt Reddin zu dem Schluss, dass es keinen Führungsstil gibt, der in jeder Situation optimal ist. Mit den drei Dimensionen „Aufgabenorientierung“, „Mitarbeiterorientierung“ und „Effektivität“ beschreibt er acht Führungsstile:
- Den Aufgabenstil (Autokrat und Macher),
- den Integrationsstil (Kompromissler und Integrierer),
- den Beziehungsstil (Gefälligkeitsapostel und Förderer) und
- den Verfahrensstil (Kneifer und Bürokrat).
Hinzu kommt noch, dass Reddin die 4 Temperamente von C.G. Jung beachtet hat. Den Choleriker, den Sanguiniker, den Phlegmatiker und den Melancholiker.
4 Reifegrade von Paul Hersey und Ken Blanchard
Nach diesem Modell soll die Führungskraft einen zum Reifegrad des Mitarbeiters passenden Führungsstil wählen. Der Reifegrad eines Mitarbeiters ergibt sich aus einer Kombination von „Fähigkeit“ und „Bereitschaft“ Es gibt 4 Reifegrade:
Reifegrad 1: geringe Kompetenz und seltene Bereitschaft – also nicht fähig und nicht willig. Hier gibt die Führungskraft genaue Anweisungen und überwacht die Leistung.
Reifegrad 2: mäßige Fähigkeit und gelegentliche Bereitschaft – also nicht fähig, aber willig. Hier erklärt die Führungskraft ihre Entscheidungen und gib Gelegenheit für Klärungsfragen.
Reifegrad 3: hohe Fähigkeit und häufige Bereitschaft – also fähig, aber nicht willig. Hier teilt die Führungskraft ihre Ideen mit und ermutigt Entscheidungen zu treffen.
Und Reifegrad 4: sehr hohe Fähigkeit und hohe Bereitschaft – also fähig und willig. Die Führungskraft übergibt die Verantwortung zur Entscheidungsfindung und Durchführung.
Wie kann man die ganzen Führungsstile ordnen?
Also zusammenfassend kann man sagen, dass es ein, zwei und dreidimensionale Führungsstile gibt.
Die eindimensionalen umfassen den autoritären, den kooperativen und den Laissez-fairen Führungsstil und darüber hinaus die meisten der anderen klassischen Führungsstile nach Kurt Lewin und Max Weber. Die zweidimensionalen umfassen die 5 Führungsstile zwischen der Aufgabenorientierung und der Personenorientierung im Verhaltensgitter nach Robert R. Blake und Jane Mouton. Und die dreidimensionalen Führungsstile umfassen die acht Führungsstile nach William James Reddin und die 4 Reifegrade nach Paul Hersey und Ken Blanchard.
Video: Führungsstile für die IHK-Prüfung auf den Punkt gebracht
BEST PRACTICE für deine mündliche IHK-Prüfung zum/r Personalfachkaufmann/frau.
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