Wenn sich Ihr Azubi fragt: „Was habe ich jetzt davon?“
Viele Azubis sind motiviert, weil sie die Ausbildung zum Aufbau ihrer Existenz brauchen. Sie benötigen außerdem Geld und eine echte Perspektive. Allerdings hat die Befriedigung dieser existenziellen Bedürfnisse extrinsische Hintergründe, also von außen kommende, um jeden Tag zum Ausbildungsbetrieb zu gehen.
In seiner XY-Theorie prägte der amerikanischer Psychologe Douglas McGregor (1903-1964) seit 1960 einen anderen Ansatz für die Motivation von Mitarbeitern. Da gibt es einen X-Menschen, der von Natur aus faul ist und versucht der Arbeit so gut es geht aus dem Weg zu gehen. Deshalb ist der X-Mensch von außen, also extrinsisch motivierbar. Hier ist der Mensch ein von außen gesteuertes Reflexbündel, welches auf bestimmte Reize reagiert. Daher muss die Führungskraft kontinuierlich neue Anreize schaffen und ständig die Arbeitsergebnisse kontrollieren. Der autoritäre Führungsstil scheint da gut zu funktionieren. Allerdings entstehen durch die ständigen Anreize hohe Kosten und bei den X-Mitarbeitern kann sich eine menschliche Entfremdungsproblematik entwickeln.
Übrigens ist die Bezeichnung „Motivation“ auf das lateinische Verb „movere“ (bewegen, antreiben) zurückzuführen. Damit geht es hierbei darum, dass Menschen etwas tun.
Was steht für extrinsisch motivierte Azubis im Mittelpunkt?
Liegt zum Beispiel der Ansporn im Streben nach Belohnung, gute Noten, Anerkennung durch Andere, höhere Bezahlung oder der Vermeidung von Blamage, so spricht man von sachfremder, sekundärer, indirekter oder „extrinsischer“ Motivation. Das bedeutet, folgende Dinge stehen im Mittelpunkt:
- Belohnung für eine Sache, die ich tue.
- Welche Maßstäbe gelten für gute Arbeit?
- Vorteile gegenüber anderen haben.
- Immer wieder neue Anreize bekommen.
- Kontrolle, ob ich alles gut gemacht habe.
- Wichtige Beiträge leisten können.
- Welche konkreten Aufgaben soll ich erledigen?
- In welcher Position befinde ich mich eigentlich?
Welche Führungsaufgabe ergibt sich für Sie als Ausbilder?
Was tun also nun Ausbilder mit einem extrinsisch motivierten Azubi, der Anerkennung in seiner Ausbildung braucht und nach dem Motto handelt: „Wie die Verpflegung, so die Bewegung.“ Die Führungsaufgabe besteht hierbei, kontinuierlich neue Anreize zu schaffen und nachvollziehbar zu überprüfen, ob die Aufgaben zur Zufriedenheit ausgeführt wurden. Der autoritäre Führungsstil scheint sich hier gut zu eignen. Dabei muss man immer wieder den Azubi aktivieren und diesem einen persönlichen Vorteil verschaffen. Das bedeutet, mehr Zeit und unter Umständen auch Kosten. Eine hohe Eigenständigkeit von dem extrinsisch motivierten Azubi zu verlangen, wie zum Beispiel „Siehst Du die Arbeit nicht, die vor Dir liegt?“ wirkt leider kontraproduktiv. Besser ist es, klare Aufgaben mit einer transparenten Ergebniskontrolle zu verteilen. Folgende Fragen können helfen:
- Setzen Sie Ihren Azubis von vornherein klare Ziele und teilen sie ihm diese mit?
- Gehen Sie Schritt für Schritt vor, sodass der Auszubildende Ihnen folgen kann?
- Erläutern Sie den praktischen Nutzen und die Bedeutung der Aufgabe für die Zukunft?
- Geben Sie Ihrem Azubi vielseitige und abwechslungsreiche Aufgaben!
- Auch, wenn Ihr Azubi mal einen Fehler macht. Ermutigen Sie ihn: „Das schaffst du schon“.
- Versuchen Sie Ausbildungsinhalte für Ihren Azubi persönlich nutzbar zu machen.
- Wenn Ihr Azubi seine Aufgaben gut erledigt hat, lassen Sie ihn freitags früher gehen.
- Bieten Sie Ihrem Azubi, auch nach seiner Ausbildung, vorteilhafte Perspektiven.
- Checken Sie gemeinsam, nach Erledigung der Aufgaben, ob alles richtiggemacht wurde.
- Lassen Sie Ihren Azubi die Aufgaben eigenverantwortlich ausführen.
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