Azubis mit Lernschwierigkeiten

Ausbilder müssen mit Lernschwierigkeiten bei Auszubildenden rechnen. Beobachten Sie die Verhaltensauffälligkeit genau, um die Gründe dafür zu erfahren.

Lernschwierigkeiten

Typische Lernschwierigkeiten und Verhaltensauffälligkeiten

Ausbilder müssen mit Lernschwierigkeiten bei Auszubildenden rechnen. Beobachten Sie die Verhaltensauffälligkeit genau: Wie unterscheidet sich das Verhalten Ihrer Azubis? Was ist ungewöhnlich? Dabei ist es wichtig, um welche Verhaltensauffälligkeiten sich handelt: Unpünktlichkeit, Fehlzeiten, Angeberei, Aggressivität, Kontaktscheu, Interesselosigkeit, Arbeitsverweigerung. Folglich können sich die Leistungen des Azubis und seine Noten im Laufe der Ausbildung verschlechtern. Dementsprechend können folgende Lernauffälligkeiten zu beobachten sein: Viele Fehler, leichtes Ablenken, ständiges Schauen auf die Uhr, Unsicherheiten bei der AusführungKonzentrationsschwierigkeiten.

Provokationen

Manchmal testen Auszubildende die Grenzen des Ausbilders, um durch aggressives Verhalten Aufmerksamkeit zu erlangen.  Je nachdem gilt es als Ausbilder zunächst, gelassen zu reagieren oder Grenzen aufzuzeigen. Dafür sollten im Vorfeld hier gemeinsam die Spielregeln für den Umgang miteinander festgelegt werden. Mit anderen Worten , ein Vier-Augen-Gespräch zwischen Ausbilder und Auszubildendem hilft, um herauszufinden, worum es dem provokanten Auszubildenden in Wirklichkeit geht.

Lügen

Auf jeden Fall ist eine wesentliche Voraussetzung, die Möglichkeit zur Lüge einzuschränken, ein ruhig-sachliches, vertrauensvolles Verhältnis zu den Auszubildenden. Dabei sollte der Ausbilder einem Auszubildenden, der gelogen hat, unter vier Augen sein falsches Verhalten deutlich machen und ihm seine Fehleinstellung bewusst werden lassen. Je nachdem, ob es sich um eine Notlüge (spontan geäußerte Unwahrheit) oder eine Verstandeslüge (bereits vorher ausgedacht) handelt, sollte eine angemessene Konsequenz erfolgen

Faulheit

Mit dem Wort „faul“ verurteilen wir oft vorschnell einen Menschen, ohne zu wissen, warum er sich so verhält, anstatt zu sagen: Er ist müde, verdrossen, er lässt in seiner Leistung nach. Wenn einer uns als „faul“ erscheint, so kann er krank sein; er kann unter ungünstigen Familienverhältnissen leiden, kann während der Zeit der Geschlechtsreife durch das körperliche Wachsen besonders schnell ermüden oder er kann einen falschen Beruf ergriffen haben. Jeder Mensch muss täglich ein angeborenes Beharrungsvermögen überwinden. Das kostet Kraft, Energie ist auch eine Sache des Temperaments. Auszubildende, die eine gewisse Scheu vor besonderen Anstrengungen haben, brauchen für eine entsprechende Leistung eine extra starke Anregung. Dazu zählen kleine Aufgaben, die Schritt für Schritt bearbeitet werden, und das Lob für den Auszubildenden. Die Anforderungen müssen also dem individuellen Leistungsvermögen angepasst sein. Der Auszubildende kann plötzlich erleben, dass Arbeit nicht nur Last bedeutet, sondern auch zu einer inneren Befriedigung werden kann.

 

Was sind die Gründe für Lernschwierigkeiten?

Lernschwierigkeiten und Verhaltensauffälligkeiten sind oft miteinander verbunden. Auszubildende befinden sich in einem „schwierigen“ Alter. Gerade diese Lebensphase ist von Gefühlschaos und Null-Bock-Stimmung geprägt. Kurzum, die Persönlichkeit ist noch nicht gefestigt. Hinzu kommt, dass Werte, Pflichten und Regeln in jeder Familie unterschiedlich vorgelebt werden, während junge Menschen in verschiedensten, teils schwierigen Familienverhältnissen aufwachsen (Alleinerziehendes Elternteil, Patchwork-Familien, arbeitslose Eltern, Kinder mit Migrationshintergrund). Folglich haben es Ausbilder auch mit Lernschwierigkeiten und Verhaltensauffälligkeiten zu tun. Deshalb sind die häufig miteinander verbunden. Auffälligkeiten können viele Ursachen haben:

  • Krankheit, z.B. durch einseitige Ernährung oder durch Mangel an Bewegung.
  • Gewalt, z.B. in der Familie oder im Freundeskreis.
  • Sucht, z.B. durch Alkohol, Nikotin, Drogen mit dem Effekt der Reizbarkeit und Übelkeit.
  • Betrieb, z.B. Kollegen machen sich lustig oder wegen dem Einstieg ins Arbeitsleben.
  • Konflikte, z.B. mit dem Ausbilder oder innerhalb der Familie.
  • Familie, z.B. Trennung, Arbeitslosigkeit Alkoholsucht oder Krankheit der Eltern.
  • Freundeskreis, z.B. fehlende Anerkennung und Sicherheit in Peergroups.
  • Partnersuche, z.B. Unsicherheiten durch Gefühle, Triebdruck und neue Wertvorstellungen.

 

Der Ausbilder als Berater und Begleiter

Unter dem Strich können Lernschwierigkeiten viele Ursachen haben. Wie aber bekommt der Ausbilder die eine oder andere Ursache heraus?  In den meisten Fällen in einem Vier-Augen-Gespräch mit seinem Azubi. Allerdings sind für das Gespräch Offenheit und die Schaffung einer Vertrauensbasis wichtige Voraussetzungen. Manche Azubis brauchen Informationen, andere Hilfe und auch mal einen guten Rat. Der Ausbilder fungiert also als Berater und Begleiter und soll den jungen Menschen unterstützen, seine individuelle Lösung beziehungsweise Einsichten selbst zu finden. Der Ausbilder kann hierbei auf verschiedene Erziehungsmittel zurückgreifen. Zum Beispiel:

  • Anerkennung
  • Lob
  • Sachliche Fehlerkorrektur
  • Konstruktive Kritik
  • Tadel
  • Pädagogische Strafe
  • Abmahnung

Tadel

Getadelt werden sollte nur unter vier Augen. Dem Auszubildenden ist die Situationen meist schon unangenehm genug. Daher sollte ein Tadel auf das konkrete Fehlverhalten abzielen und nicht die Gesamtpersönlichkeit des Auszubildenden betreffen. Der Ausbilder sollte hier eine Konsequenz bei nochmaligem Fehlverhalten aufzeigen.

Pädagogische Strafe

Eine solche Konsequenz kann die pädagogische Strafe sein. So zum Beispiel die Übertragung notwendiger und gleichzeitig unbeliebter Aufgaben, die Aufgabenerledigung in Einzelarbeit anstatt in der Gruppe und der Entzug von Privilegien.

Lob

Das Lob als positiver Verstärker soll den Auszubildenden motivieren. „Das war eine sehr gute Arbeit.“, „Besonders gefallen hat mir…“. Diese und andere Aussagen sollen das Selbstvertrauen oder Selbstbewusstsein des Auszubildenden stärken. Lobt der Ausbilder einen Auszubildenden vor der Gruppe, können Sprüche zu hören sein wie „Streber“, „Schleimer“ oder „Besserwisser“. Ein Lob sollte individuell für jeden Auszubildenden unter vier Augen ausgesprochen werden.

Leitfragen im Einzelgespräch

  • Was ist? (aktueller Entwicklungsstand / Verhalten / Sichtbar durch alle) Ich-Botschaften: Mir fällt auf … / Ich habe beobachtet … / Das wirkt auf mich …
  • Wie geworden? (Rekonstruktion der Entwicklung, Analyse, Ursachen) Aktives Zuhören: Bedürfnisse, Gefühle, Motive, Erfahrungen, Wertewelt
  • Was wird? (Wünsche, neues Verhalten, bessere Leistung, Prognose) Du brauchst… Du hättest lieber…
  • Was sollte werden? (Gemeinsam Ziele festlegen) Spezifisch – Messbar – Aktionsorientiert – Realistisch – Terminierbar
  • Wie kann das Ziel erreicht werden? (Methoden, Instrumente, Maßnahmen) Beratung, Therapie, Coaching, Methodenwechsel, Job-Rotation-Enlargement
  • Was ist geworden? (Evaluation, Reflexion, Kontrolle) Beurteilungsbogen, Entwicklungsbogen, Lernbedarfsgespräch – Kompetenzbogen

 

Eine gute Ausbildungsqualität ist das A und O

Ausbilder können präventiv eine gute Ausbildungsqualität gewährleisten, um Lernschwierigkeiten keinen Raum zu geben. Einige Ansätze davon sind:

  • der rote Faden des Lerninhalts muss erkennbar sein
  • anschauliche Darstellung und Einsatz von Medien
  • Anwendung unterschiedlicher Ausbildungsmethoden
  • regelmäßiges Wiederholen und Einüben
  • Schaffen einer lernförderlichen Atmosphäre
  • positive Verstärkung (auch) bei kleinen Lernfortschritten
  • Berücksichtigung von (kurzen) Erholungspausen
1Kommentieren
  • Normann Simmes
    Posted at 02:00h, 05 November Antworten

    Diese und viele weiteren „Schwächen“ sind auch auf ADHS zurück zu führen!
    Es ist fast ungeheuerlich, solche Aussagen öffentlich zu machen!
    Ich meine, wieviele Menschen werden meinen Post lesen,?
    Ich glaube, ich kann froh sein, wenn es 2-3 Menschen sind…
    Aber so stehen lassen kann ich es nicht.
    Ich habe selbst ADHS vom unaufmerksamen Typ. (ja, es gibt verschiedene Typen.) Und wenn man sich nur ein bisschen damit auseinaner setzt wird man schnell feststellen, dass dieses Thema sehr komplex ist.
    Die Aussagen dass ADHS nicht existieren sind vom Grund auf falsch! Das sind Aussagen von Menschen, die den Sinn eines einzigen Psychologen nie verstanden haben (oder so verstanden haben, wie sie es eben brauchen…) Diesem Psychologen ging es nämlich um das Verschreiben von Medikamenten an Kindern, die offensichtlich kein ADHS haben. Es gibt im Übrigen, wie schon am Anfang angedeutet, verschiedene „Versionen“ von ADHS.
    Den unaufmerksamen Typ, (wie ich es bin) und den aufbrausenden/hyperaktiven Typ, eine Mischung aus beiden Typen, Das Problem ist nur, wir sind nicht dumm oder unwillig etwas zu lernen. wir haben meistens im laufe der Jahre GELERNT mit den für uns seltsamen Gedankengängen unserer Mitmenschen umzugehen. Doch sehr oft klappt das nicht. Das ist wie einem Computer beizubringen, wie ein Mensch zu denken. Hat das einer hier einmal versucht??
    Wahrscheinlich nicht. Aber die ITler unter uns, und ich will nebenbei auch einer davon werden, können das „vielleicht“ nachvollziehen.
    Man muss das ersteinmal lernen, so zu lernen wie es „normale“ Menschen tun. Ich versuche jetzt einmal meinen Gedankengang zu beschreiben, wenn ich etwas lerne:
    Thema: TCP/IP:
    Die IP-Adresse ist die Adresse meines Computers, also wie meine Anschrift, wenn ich Post empfangen will, also Straße, Hausnummer, etc.
    TCP ist für die fehlerfreie Übertragung zuständig (sehr sehr grob beschrieben)
    Wenn ich soetwas auf die „normale Welt“ projezieren will, muss ich das in Bildern machen.
    Ja, jetzt sagen viele: „Ist doch alles normal, muss ich auch…“, aber darum geht es nicht.
    Wenn man nämlich zu eingefleischt in seiner eigenen Denkweise ist, und sich nicht in eine andere Person hinendenken kann, hat man schon verloren!
    Dieses Hineindenken ist der Schlüssel zu Erfolg!!! Wenn man das nicht beherrscht, ist es (meiner bescheidenen Meinung nach) UNMÖGLICH einer Person, oder besser einem Individuum irgendetwas beizubringen. Leider ist es so, das das Hineindenken viel Erfahrung und Übung benötigt. Doch wer hat in der heutigen Zeit dafür Zeit?? Eigentlich JEDER. Denn es bedarf nur einen kleinen Anstoß etwas anders zu machen, als es „normalerweise“ der Fall wäre, und schon ist die Sache geritzt. Es ist nicht immer der dumme oder unwillige Azubi, sondern „AUCH“ der Ausbilder, welcher nicht über den Tellerrand hinaus schaut.
    Man kann sich nicht vorstellen wie es ist, 1000 Gedanken und Geräusche gleichzeitig verarbeiten zu müssen, weil es nicht anders geht, wenn man kein ADHS hat. Alles kommt nämlich mit der gleichen Intensität in unserem Gehirn an. IMMER und JEDERZEIT!
    Das Thema ist leider NULL betrachtet in ALLEN Ausbilderforen die ich gelesen habe. Daher schreibe ich das hier.

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