Von wegen Top Arbeitszeugnis
Ist es überhaupt rechtmäßig, das eigene Arbeitszeugnis zu schreiben? Rein juristisch gesehen ist dein Arbeitgeber dazu verpflichtet, das Zeugnis auszustellen und auch selbst zu verfassen, wenn du als Arbeitnehmer es verlangst.
Und wenn du als Personaler oder Führungskraft ein qualifiziertes Arbeitszeugnis brauchst, dann hast du ja vielleicht schon Erfahrung darin, weil du für die Mitarbeiter in deinem Unternehmen bereits etliche Arbeitszeugnisse ausgestellt hast.
Kommt dein Arbeitgeber mit der Bitte auf dich zu: – Ach, Sie sind doch Profi. Gerne können Sie ihr Arbeitszeugnis selbst aufsetzen. Ich unterschreibe Ihnen das. – dann könntest du als Arbeitnehmer diese Aufforderung ablehnen.
Viele schreiben dann aber locker mit dem vorgefertigten Textprogramm ihr eigenes Arbeitszeugnis. Häufig kommt es bei den vielen kopieren zu viel Eigenlob, Übertreibungen, fehlende Elemente oder unlogischen Zusammenhängen.
Damit das nicht passiert zeige ich dir in diesem Video 7 nützliche Tipps für das Arbeitszeugnis, damit der Schuss nicht nach hinten losgeht.
Zeit für Veränderungen
Wenn du dich jahrelang für deinen Arbeitgeber angestrengt hast und erfolgreich warst, kann trotzdem die Zeit für Veränderung kommen. Und dann hast du die vielleicht die Chance, dein Arbeitszeugnis selbst zu schreiben.
Nun fällt es ohnehin vielen Menschen schwer die eigenen Stärken herauszustellen. Und dann soll Selbstlob auch noch in eine professionelle Form gegossen werden und möglichst keine Patzer enthalten.
Tipp Nummer 1: Persönliche Daten vollständig eintragen.
Zum Beispiel: „Frau Brigitte Schmidt, geb. am 07.09.1985, war vom 01.01.2010 bis zum 31.12.2021 in unserem Unternehmen als Personalsachbearbeiterin in der Personalverwaltung tätig.“
Tipp Nummer 2: Alle Aufgaben und Tätigkeiten im gesamten Beschäftigungszeitraum aufführen.
Denke bitte nicht nur an die aktuellen, sondern auch an die bisherigen Tätigkeiten. Zum Beispiel: Im Einzelnen umfasste ihr Aufgabengebiet folgende Tätigkeiten:
Pflege von Personalakten
Erstellen von Bescheinigungen für unsere Mitarbeiter
Lohn- und Gehaltsabrechnungen
Organisation des administrativen Bereichs des Bewerbermanagements
Beantwortung interner und externer Anfragen
und Mitwirkung an aktuellen Personalprojekten
Tipp Nummer 3: Die Gesamtnote richtig festlegen.
Ein Zeugnis der Note „befriedigend“ bringt dich beruflich nicht weiter. Heutzutage sind überzeugende Arbeitszeugnisse entweder „gut“ oder „sehr gut“. Zum Beispiel: Frau Schmidt identifizierte sich mit der ihr gestellten Aufgaben durchgehend und bewältigte diese engagiert, zuverlässig und zielstrebig stets zu unserer vollen Zufriedenheit.
Tipp Nummer 4: Einzelnoten korrekt anpassen.
In den Einzelnoten, beispielsweise der Arbeitsmotivation, der Arbeitsweise oder dem Fachwissen, gibt es einen Spielraum für Abweichungen. So kannst du zum Beispiel dein Zeugnis mit der Gesamtnote „gut“ durch einzelne „sehr gute“ Bewertungen auf die Stufe „gut bis sehr gut“ oder „zwei plus“ erhöhen.
Ein Beispiel für die Arbeitsmotivation: Frau Schmidt zeigte besonderes Engagement und ein hohes Maß an Selbständigkeit, so dass wir mit ihrer Arbeit, die sie zügig und exakt ausführte, äußerst zufrieden waren.
Und ein weiteres Beispiel für das Fachwissen: Frau Schmidt konnte dank ihres sehr guten Fachwissens oft sehr schwierige Aufgaben erfolgreich lösen.
Und ein letztes Beispiel für die Arbeitsweise: Ihr Arbeitsstil war jederzeit in höchstem Maße geprägt von sorgfältiger Planung und effizienter Umsetzung der vom Unternehmen vorgegebenen Ziele.
Tipp Nummer 5: Der Joker – Persönliche Stärken im Zeugnis hervorheben.
Überlege dir, welche persönlichen Merkmale zu deinen Aufgaben und Tätigkeiten im Arbeitszeugnis passen. Denn deine Stärken gehören auch in ein zeitgemäßes Arbeitszeugnis.
Zum Beispiel: Mit ihrer Begeisterungsfähigkeit und Innovationskraft schaffte sie es immer wieder, in ihrem Arbeitsgebiet neue Impulse zu setzen. Nicht zuletzt darauf ist der außergewöhnliche Erfolg mit Rekordergebnissen in ihrer Abteilung zurückzuführen.
Tipp Nummer 6: Der richtige Verhaltenskodex.
Hier kommt es auf die richtige Reihenfolge an. Zuerst kommen die Vorgesetzten, dann die Kollegen und dann die Kunden.
Zum Beispiel: Wegen ihres stets freundlichen und ausgeglichenen Wesens wurde Frau Schmidt von Vorgesetzen, Kollegen und Kunden gleichermaßen sehr geschätzt, ihr Verhalten war immer einwandfrei und vorbildlich.
Tipp Nummer 7: Verhandlungsspielraum mit Arbeitgeber einplanen.
Wenn du dein Arbeitszeugnis schreibst, dann bedenke bitte, dass dein momentaner Arbeitgeber bei der Erstellung meist nicht völlig übergangen werden will. Auch wenn die Hauptarbeit beim Erstellen des Zeugnisses bei dir liegt, wird er am Ende ein wenig mitreden wollen.
Plane also ein, dass einige Bewertungen und Formulierungen nicht eins zu eins übernommen werden. Die Praxis bestätigt allerdings, dass Änderungswünsche sehr häufig übernommen werden.
Fazit
Mache es dir beim Schreiben deines Arbeitszeugnisses leichter, indem du nicht viel auf einmal willst. Und zeige dich verhandlungsbereit, wenn dein Arbeitgeber auf eine etwas andere Formulierung besteht. In diesem Fall hilft es oft, eine alternative Formulierung anzubieten, die zwar anders klingt, aber die gleiche gute bis sehr gute Note ausdrückt. So können alle Beteiligten ihr Gesicht wahren, und du hast die letztendlich ein Top-Zeugnis für künftige Bewerbungsaktivitäten erarbeitet.
Übrigens, wenn du aktuell noch nicht in deiner Wunschposition mit der Anerkennung arbeitest, die du wirklich verdient hast, dann können wir dir unsere kostenfreie 30minütige KARRIERE-BERATUNG, speziell für Personaler und Ausbilder anbieten. Einfach Anmelden und einen Termin vereinbaren.
Video: Wie schreibe ich mir ein Top Arbeitszeugnis?
Keine Kommentare