Wie führe ich ein Motivationsgespräch mit dem Azubi richtig?

Hallo an alle Berufs- und Weiterbildungspädagogen. Im Themenfeld: „Lernbegleitung“ gehen wir heute der Frage auf den Grund: Wie führe ich ein Motivationsgespräch mit dem Azubi richtig?

Motivationsgespräch Azubi

Wie führe ich ein Motivationsgespräch mit dem Azubi richtig?

Marcel: Ist denn ein Motivationsgespräch mit einem Azubi nicht etwas übertrieben? Ich meine, jeder von uns hat doch mal einen Durchhänger.

Katharina: Nun ja, wenn ein Azubi ständig zu spät kommt oder sich Kunden über ihn beschweren, dann sollten beim Ausbilder schon die Alarmglocken läuten.

Silke: Wenn dann ein Azubi vielleicht schon über den Abbruch seiner Ausbildung nachdenkt, weil er sich sagt: „ich lerne hier eh nichts.“, dann es ist höchste Zeit für ein Gespräch mit dem Azubi.

Andreas: Und damit der Azubi nicht zu der Auffassung kommt: „Typisch! Jetzt hacken alle wieder auf mir herum.“, ist es wichtig, in einem Motivationsgespräch Fragen zu stellen, die den Azubi wirklich weiterbringen.

Marcel: Und wie baue ich nun Vertrauen zum Azubi auf? Und wie läuft denn so ein Motivationsgespräch optimalerweise ab?

Andreas: Ich stelle euch mal einen kleinen Leitfaden für ein Motivationsgespräch mit Azubis vor. Eine Schritt-für-Schritt-Anleitung in sechs Schritten.

Katharina: Na, da bin ich mal gespannt. Was ist denn der erste Schritt?

 

Schritt Eins: Vertrauen schaffen

Andreas: Im ersten Schritt geht es darum, eine vertrauensvolle Gesprächsatmosphäre zu schaffen. Denn, beim Azubi herrscht eine gewisse Anspannung, weil er ahnt, dass es vielleicht um sein Verhalten in diesem Gespräch gehen kann.

Silke: Und wie schaffe ich da jetzt Vertrauen?

Andreas: Erst einmal mit einer freundlichen Begrüßung, einer angenehmen Raumatmosphäre und offenen Fragen.

Katharina: Welche Fragen könnten das sein?

Andreas: Man könnte sich bedanken, dass der Azubi sich zu dem Gespräch bereit erklärt hat und sagen: „Mein Eindruck ist, Sie sind nicht ganz bei der Sache. Wie sehen Sie das?“

Katharina: Ist das nicht zu direkt?

Andreas: Wenn der Azubi eh schon nervös ist, dann ist es besser, man kommt gleich auf den Punkt. Und dann ist es gut, wenn man dem Azubi bei seinen Ausführungen Aufmerksamkeit schenkt und gut zuhört.

Marcel: Und wie geht es jetzt im zweiten Schritt weiter?

 

Schritt Zwei: Orientierung schaffen

Andreas: Man klärt den Azubi auf, um was es in diesem Gespräch geht. So hat der Azubi eine Orientierung, was auf ihn zukommt. So könnte man sagen: „Heute geht es um Ihre aktuelle und weitere Entwicklung bei uns. Dazu sprechen wir darüber, was sehr gut läuft und wo‘s momentan hakt. Ohne ihre Einschätzung geht da nichts. Wichtig ist deshalb auch ihre eigene Meinung. Vorgesehen sind hierfür sogar 45 Minuten.“

Silke: Als Azubi würde ich mich auf so eine Art Gespräch einlassen, weil ich jetzt wüsste, worum es geht und nicht im Hinterkopf haben muss, dass es am Ende vielleicht noch eine böse Überraschung gibt. Wie geht es denn jetzt im dritten Schritt weiter?

 

Schritt Drei: Ich-Botschaften

Andreas: Im dritten Schritt geht es um die sogenannten „Ich Botschaften“.

Katharina: „Ich-Botschaften“? Kannst du da mal ein Beispiel geben?

Andreas: Als Ausbilder sollte man zunächst die eigene Sicht der Dinge schildern und konkret mit Beispielen untermauern. Ein Beispiel aus dem handwerklichen Bereich könnte so lauten: „Ich habe heute beobachtet, dass sie schon wieder ohne Sicherheitsschuhe auf der Baustelle unterwegs waren. Ich befürchte, dass ich sie nicht mehr auf der Baustelle einsetzen kann. Das ärgert mich, weil sie ansonsten gute Arbeit leisten und dann ihr Talent nicht mehr unter Beweis stellen können. Was denn los mit Ihnen?“

Katharina: Ah, verstehe. Bei dieser Art der Kommunikation würde ich mich als Azubi nicht gleich persönlich angegriffen fühlen.

Marcel: Ja, ich kann mir vorstellen, dass es für den Azubi auch leichter ist die Inhalte richtig einzuordnen. Worum geht’s denn jetzt im vierten Schritt?

 

Schritt Vier: Offene Fragen

Andreas: Es geht um offene Fragen, die der Ausbilder immer wieder dann stellt, wenn etwas unklar ist.

Silke: Und was ist, wenn sich der Azubi trotz offener Frage-Technik verschließt?

Andreas: Dann ist es Zeit, mit einer Gegenfrage die Thematik stärker zu fokussieren. Und als Ausbilder ist es sehr wichtig, immer objektiv zu bleiben. Schließlich sollen die eigenen Beobachtungen sachlich auf den Punkt gebracht werden.

Marcel: Und wie könnten solche Gegenfragen lauten?

Andreas: Zum Beispiel: „Was meinen Sie mit…“ oder „Was verstehen Sie unter…“ So lassen sich gemeinsam unterschiedliche Ansichten diskutieren.

Katharina: Ok, und wenn ich jetzt im vierten Schritt mit offenen Fragen nachgehakt habe, und den Standpunkt meines Azubis weiß. Wie geht es dann im fünften Schritt weiter?

 

Schritt Fünf: Lösungen finden

Andreas: Im fünften Schritt geht es darum, gemeinsame Lösungen zu suchen und natürlich zu finden.

Katharina: Na, das ist der immer leichter gesagt als getan. Was kann man da als Ausbilder tun?

Andreas: Man sollte den Azubi ermuntern, selbstständig nach Auswegen zu suchen. Er soll also formulieren, was er in Zukunft verbessern möchte.

Silke: Ja, und wie kann ich dem Azubi dabei helfen Lösungen zu finden?

Andreas: am besten mit lösungsorientierten Fragen wie zum Beispiel: „Was müsste passieren, damit sie mehr Freude an ihrer Ausbildung haben?“ Oder „An welche Möglichkeiten haben wir noch nicht gedacht?“

Silke: Ja, das klingt plausibel. Wenn jetzt eine Lösung gefunden wurde, wäre das Gespräch beendet. Oder?

Marcel: Wir haben ja den sechsten Schritt noch gar nicht besprochen.

 

Schritt Sechs: gemeinsam Ziele festlegen

Andreas: Genau. Im sechsten Schritt geht es darum, gemeinsam die Ziele, die sich aus den Lösungen ergeben haben, festzulegen.

Silke: Ja, stimmt. Wie aber kann ich als Ausbilder prüfen, ob die Lösungsansätze auch wirklich realisierbar sind?

Andreas: Hier tauchen Fragen auf, wie zum Beispiel: „Welche Idee ist ohne großen Aufwand sofort umsetzbar? Oder „Was kann ich als Ausbilder tun und wie kann sich der Azubi einbringen?“

Katharina: Wenn man so als Ausbilder denkt, dann zeigt das doch nur, dass man am Erfolg des Azubis interessiert ist und keine Aufgaben für die Tonne produziert.

Andreas: Wenn man die Ziele gemeinsam mit dem Azubi festgelegt hat, sollte man auch gleich einen neuen Gesprächstermin vereinbaren, bei dem man gemeinsam checkt, welche Dinge umgesetzt werden konnten.

Marcel: Ja, das hört sich nach einem verbindlichen Abschluss an. Und ich glaube es geht auch darum, die bis dahin gemachten Erfolge des Azubis auszuwerten.

 

Zusammenfassung

Silke: Vom Prinzip her haben wir ja jetzt eine gute Struktur an die Hand bekommen, wie man ein Motivationsgespräch mit dem Azubi führen könnte. Ich fasse die sechs Schritte für uns nochmal zusammen:

  1. Vertrauen schaffen
  2. Worum geht’s?
  3. Ich Botschaften
  4. Offene Fragen
  5. Lösung finden und
  6. Ziel festlegen

 

Video: Wie führe ich ein Motivationsgespräch mit dem Azubi richtig?

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